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Patriarchale Kultur oder kulturelle Lücken?

■ betr.: "Zerrieben zwischen den Kulturen", Intertaz vom 16.4.94

[...] Die ganze linke Seite des Themenschwerpunkts ist schlicht eine Unverschämtheit. Ihr Titel müßte lauten: „Erfahrungen in der Beratungsarbeit von deutschen mit jungen Türkinnen“. Diese Beratungsstellen sind per se Anlaufstellen für Mädchen in Extremsituationen, so wie Drogenberatungsstellen Anlaufstellen für Menschen in Extremsituationen sind. Niemand käme auf die Idee, einen Bericht über die Arbeit dort zu überschreiben mit „Jugendliche in Deutschland“. Es gibt renommierte türkische Sozialwissenschaftlerinnen in Deutschland, die auch zur Situation türkischer Mädchen hier geforscht haben. Warum laßt ihr nicht sie zu Wort kommen? [...]

Was ist das eigentlich für eine Überzeugung, daß das Leben zwischen verschiedenen Normen und Kulturen zwangsläufig zerreibend, psychisch deformierend, todbringend sein muß? Wir alle leben doch mehr oder weniger mit und zwischen verschiedenen Normen, zwischen denen unserer Eltern/ Verwandten, unserer Schulbücher und denen unserer WGs, Ökogruppen, Lesbencommunities. Das kann Spaß machen, stärken, ätzend sein, aber wir alle haben die Fähigkeit, damit zu leben! Extreme, die zerstörerisch sind, sind quantitativ nicht kulturabhängig. [...] Annette Härtel, Asperg

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