: Drogentherapie: Mit Methadon wird alles besser
■ Studie belegt: Ersatzdroge ist sinnvoll / Zugang soll erleichert werden
Heroinsüchtigen in Hamburg soll der Zugang zur Behandlung mit der Ersatzdroge Polamidon erleichtert werden. Etwa 1200 der rund 10.000 Drogenabhängigen in der Stadt werden derzeit mit Polamidon substituiert. Die Bedingungen für die Aufnahme in das Behandlungsprogramm sind jedoch zu hart, meinte Sozialsenatorin Helgrit-Fischer Menzel (SPD) am Freitag bei der Vorstellung einer Begleitstudie. Die von dem Hamburger Prof. Peter Raschke erstellte Studie kommt zu dem Schluß, daß die Voraussetzungen für den Zugang zur Therapie verbessert werden müßten. Auch das Abgabeverfahren und die Kontrolle seien zu starr.
Derzeit haben in der Hansestadt nur schwerkranke Süchtige die Chance, in das seit 1990 bestehende Substitutionsprogramm aufgenommen zu werden, erklärte der Präsident der Ärztekammer, Rolf Bialas. Das müsse geändert werden, denn die Studie belege, daß sich die Substitutionsbehandlung schnell äußerst positiv auf die psychische und körperliche Gesundheit auswirke.
Vor Aufnahme in das Programm gaben 38 Prozent der Drogenabhängigen an, daß es ihnen gesundheitlich sehr schlecht ginge. Mit Beginn der Methadon-Behandlung sank diese Rate auf drei Prozent. Gleichzeitig ging der Anteil derer die ihren täglichen Bedarf nur mit illegaler Geldbeschaffung decken konnten von 80 auf 10 Prozent zurück. Ähnliches gilt für Dealerei und Einbrüche.
„Viele können schon bald wieder arbeiten, distanzieren sich von der Drogenszene und gewinnen verstärkt Beziehungen zu drogenfreien Freunden“, sagte Prof. Peter Raschke. 30 Substituierte haben die Behandlung mittlerweile erfolgreich beendet und leben heute clean. Würde die Sachverständigenkommission ihre Richtlinien und das Betäubungsmittelrecht weniger formal auslegen, könnten weit mehr Junkies an Methadon herankommen und einen Ausweg aus der Verelendung finden.
Völlig verheerend ist nach wie vor die Situation der Drogenabhängigen hinter Gittern. Gerade 40 der rund 2000 zu einem hohen Prozentsatz drogenabhängigen Gefangenen im Hamburger Strafvollzug bekommen Ersatzdrogen. In der Untersuchungshaft wird zur Zeit überhaupt nicht substituiert. pr/lno
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