: Anschlag auf Lübecker Synagoge: Vier Festnahmen
■ Mutmaßliche Täter sind Jugendliche
Lübeck/Berlin (taz) – Vier junge Männer sollen die Brandflaschen auf die Lübecker Synagoge geworfen haben. Sie wurden gestern festgenommen. Wie der schleswig-holsteinische Privatsender RSH und die Lübecker Nachrichten mitteilten, hätten Hinweise aus der Bevölkerung zu den Festnahmen geführt. Die Lübecker Nachrichten berufen sich auf Angaben der Lübecker Polizei. Die jungen Männer sind zwischen 18 und 20 Jahre alt und sollen aus der Lübecker Rechtsradikalen-Szene kommen. Ob sie einer politischen Organisation angehören, konnte bislang nicht eruiert werden. Bereits am vergangenen Donnerstag soll der erste mutmaßliche Täter festgenommen worden sein. Die Polizei hätte ihn aufgrund einer richterlichen Sondergenehmigung länger als 48 Stunden verhört, hieß es. Zuerst habe er die Tat geleugnet, später dann die Namen von drei weiteren Tätern genannt. Auch diese hätten zunächst geleugnet, dann aber sollen sie geständig gewesen sein. Gestern wurden die vier dem Haftrichter vorgeführt. Einer von ihnen wurde in das Untersuchungsgefängnis Lübeck-Lauerhof gebracht, ein weiterer nach Neumünster. Zwei sollen im Gefängnis in Kiel sitzen.
Bis Redaktionsschluß war von der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe weder ein Dementi noch eine Bestätigung der Festnahmen zu erhalten.
Vor sechs Wochen waren nachts Brandflaschen in die Synagoge in der Lübecker Annenstraße geworfen worden. Verletzt wurde niemand, weil sich die Bewohner rasch in Sicherheit bringen konnten. Die Bundesanwaltschaft ermittelt seither wegen versuchten Mordes. Nach dem Brandanschlag kam es zu scharfen politischen Auseinandersetzungen. Der Vorsitzende der „Republikaner“, Franz Schönhuber, hatte dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, vorgeworfen, er sei „derjenige, der in Deutschland für den Antisemitismus sorgt“. Bubis hatte Schönhuber vorgeworfen, als „geistiger Brandstifter“ für den Lübecker Anschlag verantwortlich zu sein. roga
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen