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Schule als Familienersatz

■ GEW-Pressekonferenz zum Lehrerstreß

Die Kinder von heute sind nicht anders als die vor 30, 40 Jahren. Sie wachsen aber unter „völlig anderen Bedingungen“ auf, sagte gestern der ehemalige Vorsitzende des Kinderschutzbunds, Walter Bärsch. So sei ein Fünftel bereits im Grundschulalter psychisch gestört, weil die Zuwendung und Geborgenheit in der Familie fehlten. Deshalb müsse Schule als Familienersatz dienen und Lebensort für Kinder sein. Die heutige Elterngeneration habe „zuviel mit sich selbst zu tun“, weil sie entweder mit Folgen der Armut zu kämpfen habe oder auf Karrieretripp sei.

Bärsch nahm damit indirekt Bezug auf Schulsenatorin Rosie Raab, die vergangene Woche im Rathaus ihren Vorwurf wiederholt hatte, Lehrervertreter würden aus Eigeninteresse das wissenschaftlich nicht belegte Bild von „immer schlimmer werdenden“ Schülern zeichnen. Der pensionierte Pädagogikprofessor sprach im Rahmen einer GEW-Pressekonferenz, die sich mit der Frage beschäftigte, ob Lehrer „selbst schuld am Streß“ seien.

Es sei alarmierend, daß die Hälfte aller frühpensionierten Lehrer in Hamburg aus „nervlichen Gründen“ ausscheide, sagte auch der Burnout-Experte Mattias Burisch. Und der eigens aus Frankfurt angereiste Psychosomatiker Jochen Jordan wies auf die sich stark wiedersprechenden Anforderungenhin, die der Lehrerberuf mit sich bringe und auf die Referendariat und Studium nicht vorbereiten. Eine früh einsetzende Supervision würde Kosten sparen, da Lehrer weniger krank werden. kaj

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