: Heuschnupfen ist Streß total
■ Wenn die Birken blühen, beginnen die Höllenqualen
Hatschi! Es ist mal wieder soweit. Für rund zehn Prozent der Bevölkerung ist mit dem Frühling die Zeit der Höllenqualen gekommen: Sie haben Heuschnupfen. Die Nase läuft, die Augen jucken und tränen. Plötzliche Niesanfälle unterbrechen jedes längere Gespräch. Während sich andere in der Sonne aalen, sitzen die Heuschnupfler zu Hause und rotzen, was das Zeug hält. An Tagen mit starker allergener Belastung gehen schon mal vier Päckchen Taschentücher drauf. Heuschnupfen ist Streß total. Derzeit sind es die Birkenpollen, die mindestens die Hälfte der Allergiker nerven. „Das dauert noch etwa zwei Wochen“, erklärt Gert Kunkel, Leiter der Allergie- und Asthmaklinik des Rudolf-Virchow-Klinikums. Sofort nach den Birken blühen Gräser und Roggen. Mitte Juli folgen Beifuß, Wegerich und Nessel. Erst Mitte August ist der Spuk vorbei. Heuschnupfen kann sogar gefährlich werden. Rund ein Drittel aller Heuschnupfen-Opfer, so Kunkel, erkranken im Laufe der Zeit an Asthma. Besonders die Städter trifft es hart. „Es ist offenbar so, daß die Schadstoffbelastung in der Stadt das Immunsystem zusätzlich beeinflußt“, so Kunkel. Die Pollen sind oftmals mit Rußpartikeln beladen, wodurch möglicherweise die Freisetzung des Allergens erleichtert wird. Vielleicht sind aber auch nur die Schleimhäute durch die Schadstoffe angegriffen. Nichts Genaues weiß man nicht. Nur eines ist gewiß: Pollen in Kombination mit Abgasen sind aggressiver. Also Rückzug aufs Land? Nein, eine richtige Behandlung der Krankheit Heuschnupfen ist angebracht. Kunkel empfiehlt eine Hyposensibilisierung, bei der Allergene in kleinen Mengen gespritzt werden. „Danach sind 90 Prozent der Patienten ihren Heuschnupfen los.“ Allerdings muß damit schon im Herbst begonnen werden. Wer diesen Termin versäumt hat oder die langwierige Prozedur nicht über sich ergehen lassen will, bleibt nur noch der Griff zu Nasenspray und Augentropfen. Wenn gar nichts mehr hilft, nimmt so mancher Cortison. Doch davor sei gewarnt: Die Nebenwirkungen sind enorm, keinesfalls soll Cortison auf Dauer genommen werden. „Natürlich kann man auch einfach in Urlaub fahren, in eine nichtbelastete Gegend“, schlägt Kunkel vor. Auf alle Fälle gilt: bei geschlossenem Fenster schlafen. Denn abends und am frühen Morgen fliegen die Pollen am intensivsten. Haare waschen und öfter mal die Kleidung wechseln soll auch helfen. Zigaretten und Alkohol sind sowieso tabu. Ein kleiner Trost: Heute und morgen geht die allergene Belastung erst mal zurück, denn das Wetter wird schlechter. Aber spätestens am Samstag heißt es wieder: Hatschi! Judith Gampl
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