piwik no script img

Rätselhafte Gerüchteküche um neuen Müllofen

■ Behauptungen, Dementis und ein eher unwahrscheinlicher Standort: Stellingen

Wilhelmsburg? Stellingen? Finkenwerder? Billbrook? Das - gar nicht so lustige - Rätselraten um den Standort für eine neue Müllverbrennungsanlage ging gestern in eine neue Runde: Stellingen wird's! Ein neues Gutachten schlage „eine dritte Ofenlinie“ an der bestehenden Anlage im Stellinger Moor als Lösungswort vor, verkündete gestern das Abendblatt.

Falsch! Entgegnete postwendend die Umweltbehörde. Ein Gutachten-Entwurf, veranlaßt nach dem Eklat um das zunächst vom Vahrenholt-Amt als allerallerbesten Standort vorgeschlagene Neuhof, liege zwar inzwischen vor. Er komme aber gerade nicht zu dem Ergebnis, daß der Standort Stellingen der geeignetste sei. Entsprechende „Gerüchte“ besäßen „keinerlei Wahrheitsgehalt“. Kursieren aber dennoch, nicht nur im Abendblatt.

Auch Eimsbüttels Bezirksamtsleiterin Ingrid Nümann-Seidewinkel kennt diese Gerüchte und verweist auf einen Beschluß der Bezirksversammlung Eimsbüttel, die bereits am 21. April beschlossen hatte: „Eine Erweiterung der Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor wird abgelehnt, der Ausbau ist aus ökologischen und sozialen Gründen nicht vertretbar.“

Eine Argumentation, die der Umweltbehörde schon aus Wilhelmsburg vertraut ist. Messerscharfe Schlußfolgerung im Öko-Amt: Gerüchte und Berichte übers Stellinger Moor würden nur gestreut, „um die Entscheidungsfindung für die Standortsuche zu stören“. Wie die letztlich ausgeht, das beteuert jedenfalls Umweltbehördensprecher Kai Fabig, stehe nach wie vor nicht fest. Die Entscheidung falle im Senat, vermutlich Ende Mai.

Daß Stellingen sich dann doch als richtiges Lösungswort erweist, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Noch im Februar hatte Umweltsenator Vahrenholt in seinen „Erläuterungen zu den Planungen für ein Müllheizkraftwerk“ Stellingen „eine relativ geringe Umweltverträglichkeit“ attestiert. Außerdem reiche eine Erweiterung aus Kapazitätsgründen nicht aus und könne „erst nach dem Rückzug aus Schönberg“ erfolgen, da die für die Erweiterung benötigte Fläche in Stellingen erst frei werde, wenn dort kein Schönberg-Müll mehr umgeschlagen werden muß.

Das wiederum ist laut Umweltbehörde erst möglich, wenn die neue MVA fertig ist. Alles klar?! Nicht? Dann hilft nur eins: Weiterrätseln. uex

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen