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Unterm Strich

Trotz 11,5 Prozent Etatkürzungen (was ca. dem Alkoholanteil in Weißweinen entspricht – Gott, was sind das wieder für Assoziationen heute...) und Problemen mit den Spielstätten beginnt heute das diesjährige Berliner Theatertreffen, und zwar nicht mal superlativfrei: 79 Veranstaltungen in nur 13 Tagen an acht Orten. Aber nicht nur extensiv, auch intensiv wurde gedacht: Die 10 Gastspiele, darunter die „Hedda Gabler“-Inszenierung aus Frankfurt (die im Leistungsvergleich gegen die Berliner antritt), werden insgesamt 31mal gezeigt. Mehr davon zur gegebenen Zeit.

Gesucht: 110 zahlende Gäste (mit 5.000 Mark sind Sie dabei), die mit einem Sonderflugzeug nach Moskau reingejettet werden sollen. Mit deren Geld plant der berüchtigte Aktionskünstler HA Schult nämlich wieder eine seiner berüchtigten Aktionen. Bei diesem Späthappening, für das sich auch H.D. Genschman noch einmal als Elder Artsman stark macht, sollen zwei russische T-80-Panzer, der eine weiß, der andere schwarz, Rücken an Rücken auf dem historischen Schloßplatz stehen. Zwischen ihnen spannt sich in haushohen, funkelnden Lettern der Schriftzug „DER KRIEG“ (auf deutsch). Dann Trommelwirbel, Geräusche marschierender Soldaten, ein Choral aus Soldatenkehlen, und Zentimeter um Zentimeter rücken die Panzer auseinander, bis schließlich der Schriftzug mit Donner und Doria in einer Lichtwolke zerreißt. dpa: „Die Symbolik dürfte selbst schlichten Gemütern nicht verborgen bleiben.“ Wie wahr. Bloß André Heller wird sich schwarz ärgern.

Fast ideal in diesen Kontext passen auch zwei neue Max-Goldt-CDs mit Titelmusiken namens „Verdorren an der Dorflinde des Systems“ und Lesestücken wie „Krieg der Mädchenschweigekreise“. Leider handelt es sich nicht um die Platte mit hermetisch bearbeitetem Chansonmaterial, von der gut unterrichtete Kreise gehört haben wollen, sondern um eine Art Greatest-Hits-Pack (erschienen bei Indigo/45, vertrieben von Strangeways, Große Johannisstraße 15, Hamburg), aber „Die Radiotrinkerin“ als Tondokument, das ist doch auch was. Und stimmt es etwa nicht, daß Lieder geschmolzene Stadthallen sind?

Die Schweizer, die machen noch Preise. Nicht so büchnerpreismäßige 20 oder 30.000 (Peanuts!), nein, ganze 160.000 (Franken!) gehen an Niki de Saint- Phalle, die damit als erste Nichtschweizerin den „Prix Caran D'Ache“ zuerkannt bekam.

Jedes Jahr „Jedermann“ in Salzburg, aber immer noch kein Von-Hofmannsthal-Denkmal. Jetzt aber, bzw. im kommenden Jahr (zum 75sten der Soizbuaga Festspiele nämlich) soll es doch noch zu einer Büste kommen, für die sich u.a. auch Richard von Weizsäcker und Klaus von Dohnanyi einsetzen. Klappt aber alles nur, wenn Sponsoren mit je 300.000 Schilling pro Person (43.000 Mark) einsteigen, die dann logisch namentlich mit auf die Ehrentafel kommen.

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