■ Low-Budget-Kick
: Zittern im Sommer

Zwei Oberliga-Derbys in Hamburg - das müßte doch eigentlich ein Grund zum Feiern sein. Ist es aber nicht, denn die Tabellensituation am vorletzten Spieltag spricht trotz sommerlicher Temperaturen für Zitterpartien.

Solche Derbys bergen immer wieder Platz für Spekulationen. Wer hilft wem? Welcher Nachbar ist der „Böse“, der sich freiwillig abschießen läßt? Vielleicht der VfL 93 in Norderstedt? Zumindest ahnt VfL-Torwart Frank Böse Böses: „Nach dem verlorenen Pokalfinale besteht die Gefahr, daß die Moral im Eimer ist. Wir müssen die Saison anständig über die Bühne bringen.“ Das Pokern um den „besten Keeper der Oberliga“ geht übrigens weiter. Nachdem Böse schon in Barsbüttel unterschrieben hatte, wollte der SV Lurup ihn haben - der Transfer platzte. Doch jetzt möchte der VfL seinen Ballfänger unbedingt weiterverpflichten, bot viel Geld. Und Böse überlegt, obwohl er von seinem Trainer Uwe Erkenbrecher so gut wie gar nichts hält. Aus Barsbüttel war schon zu hören: „Wir planen mit Böse - wenn er bleiben will, wird das für den VfL teuer.“

Der 1. SC Norderstedt plant auch - und zwar für die Regionalliga. Morgen zwei Punkte gegen VfL93, und dann ein Sieg bei Kiel. Dann wäre der Klassenerhalt für den vormaligen Aufstiegsaspiranten aus dem Vorort wohl geschafft. Und so ganz große Gegenwehr ist beim letzten Spiel in Kiel wohl nicht zu erwarten, sind die beiden Vereine doch miteinander befreundet - und die Kieler Stadionzeitung wird in Norderstedt gedruckt.

Freundschaft soll es auch zwischen den HSV-Amateuren und dem SV Lurup geben. Schade eigentlich, daß beide morgen gegeneinander spielen müssen. Im Schatten von Michael Stich braucht Lurup unbedingt einen Sieg - und der soll beim anschließenden (gemeinsamen!) Bankett gebührend gefeiert werden.

Es deutet also vieles darauf hin, daß die Entscheidung in der Abstiegsfrage erst am letzten Spieltag fällt. Ebenso spannend ist der Verlauf in der Verbandsliga. Dort streiten sich noch drei Teams um die ersten beiden Plätze, die zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde berechtigen: Concordia, St. Pauli (Wählings Amateur-Equipe) und Bergedorf.

Die „Elstern“ scheinen nicht mehr zu stoppen zu sein. 28:4-Punkte in Folge sprechen für die notwendige Euphorie in der Mannschaft. Und daran, daß St. Pauli die letzten drei Spiele gewinnt - wie Trainer Jürgen Wähling prognostizierte - glaubt sowieso niemand - außer Wähling.

So könnte es sogar noch den Tabellenführer SC Concordia erwischen. Fünf Minuspunkte fingen sich die Enge-Jungs in 25 Spielen ein. Wenn es heute eine Niederlage in Elmshorn setzt (dort verloren die Concorden schon im Pokalspiel), sind's sechs Minuspunkte in zehn Tagen. Und ob die Verantwortlichen dann die Nerven behalten, scheint eher fraglich.

Nobby Siegmann