: „Der Aff' frißt nie Verschimmeltes“
■ Jubiläum des Didaktischen Buchladens von Kürzungen in Schulen überschattet
Kann Mathe sinnlich sein? Kann man anders lesen lernen als durch verkrampftes Nachkrakeln ins Schreibheft? Fragen, mit denen sich der Didaktische Laden Berlin (Dilab) schon lange auseinandersetzt. Vergangenen Donnerstag feierte der in Schöneberg gelegene Buchladen sein zehnjähriges Jubiläum.
Mit kindergerechten Schulbüchern wie „1, 2, 3, mit allen Sinnen“ und „Der Aff' frißt nie Verschimmeltes“ versucht man hier den Mangel an alternativen Lehrmitteln zu beheben. Den vier Lehrern, die den Dilab zunächst als Selbsthilfeprojekt gründeten, war in ihrer langjährigen Berufspraxis klar geworden, daß der auf reine Lehrplanerfüllung abzielende Grundschulunterricht einzelne Kinder ausgrenzt und zu Sonderschülern werden läßt. Deshalb gründeten sie am 5. Mai 1984 den Dilab. In der Buchhandlung können LehrerInnen und interessierte Eltern alle Arten von Medien beziehen, die umfassend über das immer größer werdende Angebot an alternativen, auf Kinderbedürfnisse individuell abgestimmte Materialien berichten. Ein Hit im Dilab ist die von ReferendarInnen stark frequentierte Lehrprobenbörse, in der über 2.000 erfolgreiche Lehrproben aus allen Schulfächern gesammelt sind.
Am Anfang fand das Angebot des Didaktischen Ladens zunächst auf zwei großen Holztischen Platz, und die Einnahmen deckten kaum die laufenden Kosten. Die Verkaufstätigkeit mußte jahrelang eherenamtlich geleistet werden. Ohne Spenden hätte der kleine Laden die ersten Jahre kaum überstanden.
Inzwischen ist aus dem Projekt zwar ein respektabler Buchladen mit zwei Verkaufsräumen und eineinhalb festen Stellen geworden, aber dennoch ist für den Dilab das Jubiläumsjahr nicht unbedingt ein Jubeljahr. Kürzungen im Schulbereich zeigen erste Auswirkungen. Denn der Didaktische Buchladen ist von Schulbestellungen abhängig. Doch die werden in letzter Zeit immer magerer. Statt zu resignieren, überlegen sich die MitarbeiterInnen des Dilab neue Konzepte und planen, ihr Angebot zu erweitern. Entsprechende Verhandlungen mit Verlagen sind schon im Gange.
Doch trotz einer wachsenden Bereitschaft der LehrerInnen, alternative Materialien in ihrem Unterricht einzusetzen, ist die Existenz des Ladens wegen Umsatzeinbußen gefährdet. „Wenn es uns nicht gelingt, unsere Umsätze zu steigern, sind wir in absehbarer Zeit pleite“, sagt Vera Seehausen. Die Mitarbeiterin fürchtet sich besonders vor den Sommermonaten, wenn wegen der Ferien die Lehrer und Lehrerinnen ausbleiben. Peter Lerch
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