■ Literatur-Tip: Kampf gegen den Müll
„Abfälle dürfen zunächst in unbegrenzter Menge erzeugt werden; erst danach macht man sich Gedanken über deren Bewältigung.“ Mit dieser Kritik am Dualen System Deutschland und seinem Grünen Punkt drückt Martin Runge auch seine grundsätzliche Meinung aus: Die Abfallpolitik muß sich insgesamt ändern, Lösungen müssen von anderen Perspektiven her entwickelt werden, und Bürger müssen mitbestimmen.
Das neueste Buch des Müllexperten ist ein vehementes Plädoyer gegen den bisherigen Umgang mit Abfällen, bei dem diese eher als Wirtschaftsgut erscheinen denn als etwas, was vermieden werden muß und kann. Dabei benutzt der Mitarbeiter der Uni München jedoch keinen erhobenen Zeigefinger, sondern vor allem schlichte Information. Dem Autor gelingt es, was beeindruckt, viele absolute Zahlen und Relationen aufzunehmen, ohne daß der Text an Lesbarkeit einbüßt.
Neben einer detaillierten Zustandsbeschreibung vom Müllaufkommen über die Deponierung und Verbrennung bis zu gesetzlichen Regelungen widmet Runge ein Kapitel praktischen Hinweisen, wie jeder einzelne Müll vermeiden kann. Auch die mögliche Bürgerbeteiligung bei der Planung und Genehmigung von Abfallentsorgungsanlagen wird beschrieben – leider nur auf 15 Seiten. Dafür sind die Darstellungen verschiedener bisheriger Initiativen für eine andere Müllpolitik informativ und hilfreich. ca
Martin Runge: Milliardengeschäft Müll, Serie Piper, Februar 1994, 232 Seiten, DM 17,90
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen