: Von der „HAZ“ zur „Platte“
■ Berliner „HAZ-Macher“ gründeten eigene Obdachlosenzeitschrift / Lage bei „mob“ wieder entspannt
Zoff bei mob und Krach bei der HAZ: In den letzten Wochen ging es in den Redaktionen der Berliner Obdachlosenzeitschriften drunter und drüber (die taz berichtete). Während sich bei mob die Wogen mittlerweile wieder geglättet haben und Herausgeber, Redaktion sowie Verkäufer wieder miteinander reden, hat es sich mit der HAZ, der deutschen Ausgabe der französischen Obdachlosenzeitung Le Réverbère, wohl erst einmal gehabt.
In nur drei Tagen haben die bisherigen Berliner HAZ-Macher eine eigene Obdachlosenzeitschrift namens Platte aus dem Boden gestampft, ganz ohne französische Beteiligung. Seit dem 1. Mai wird sie von den einstigen HAZ- Verkäufern vertrieben.
Anlaß für diese Neugründung waren erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Berlin und Paris, die darin gipfelten, daß der französische Gesellschafter der gesamten Berliner Redaktion gekündigt hat. Ärger gab es – wie so oft – ums liebe Geld. „Es sollte eine ganze Mark nach Paris abgeführt werden“, ärgert sich Frank Kußmaul von Platte, „und dann sollten wir von dort aus bezahlt werden.“
Dabei dachten die Berliner ursprünglich, daß das Geld hier in Eigenregie verwaltet und der Überschuß für Obdachlosenprojekte verwendet werde. Von den Franzosen sei ihnen jedoch vorgeworfen worden, das Geld nur zu verplempern, entrüstet sich Kußmauls Kollege Hans Tuchen. Das sei doch eine Art Entmündigung gewesen, „da hätten wir doch immer betteln müssen, ob wir was abbekommen oder nicht“. Auf keinen Fall wollten die hiesigen HAZler mit dem verdienten Geld „die Pariser Redaktion finanzieren“. Für Kußmaul ist der Fall klar: „Bei den Franzosen geht es um reinen Kommerz, und das wollten wir nicht mitmachen.“
Ob die alte HAZ nun mit anderer Besetzung weitererscheint, ist fraglich. Angeblich sind mittlerweile auch einige Gründungsmitglieder des HAZ-Fördervereins in Paris ausgetreten. Die Zeitschrift Platte soll auf alle Fälle künftig 14täglich erscheinen, mit einer Auflage von 50.000. Das Layout, das noch sehr dem der HAZ ähnelt, wird demnächst geändert. Außerdem, so Hans Tuchen, „wollen wir einmal pro Quartal Rechenschaft ablegen und eine Auflistung von sämtlichen Ein- und Ausgaben veröffentlichen, um das Ganze transparent zu machen“. Judith Gampl
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