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Die Russen kommen zum letzten Mal

■ Russische Truppen verabschieden sich am 25. Juni in Köpenick mit Großparade / 1.300 Mann und schweres Gerät

Die russischen Truppen werden sich nun doch noch mit einer eigenen Parade aus Berlin verabschieden. Darauf einigten sich gestern Vertreter des Senats mit zwei Offizieren der Westgruppe der russischen Streitkräfte (WGT). Wie der Chef der Senatskanzlei, Volker Kähne, mitteilte, wird am 25. Juni die in Berlin stationierte 6. Gardeschützenbrigade mit rund 1.300 Mann sowie Panzern und Schützenpanzern auf der Straße An der Wuhlheide paradieren. Die militärische Veranstaltung soll eine halbe Stunde dauern, daran anschließen wird sich ein kulturelles Programm der WGT. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), dem die russische Seite den Wunsch nach einer Parade schriftlich mitgeteilt hatte, will der Einladung nach Köpenick folgen.

Laut Staatssekretär Kähne wurde das militärische Zeremoniell eng mit dem Bundeskanzleramt abgestimmt. Zugleich hob er hervor, daß die Verabschiedung der russischen Truppen in Ostberlin in „keinem Zusammenhang“ mit der offiziellen Verabschiedung der WGT am 31. August und der Alliierten am 8. September aus Deutschland stehe. Die Parade der 6. Gardeschützenbrigade sei ebenso eine Berliner Angelegenheit wie die Veranstaltung der drei westlichen Alliierten am 18. Juni an der Siegessäule. In beiden Fällen handele es sich um bilaterale Abkommen des Landes mit der Gegenseite. Kähne zufolge ist die jetzige Vereinbarung nichts Ungewöhnliches. Auch in anderen Städten wie Magdeburg oder Potsdam hätten die Russen zum Abschluß ihrer Anwesenheit Militärparaden durchgeführt. Er räumte ein, Diepgen hätte sich eine zivilere Verabschiedung gewünscht.

In der vergangenen Woche hatte der Oberkommandierende der WGT, Matwei Burlakow, seinen Wunsch nach einer gemeinsamen Feier mit den Alliierten bekräftigt und damit für erhebliche Verwirrung gesorgt. Die Bundesregierung wies gestern erneut darauf hin, daß es bei dem Zeitplan bleibe und die russischen Truppen vor den Amerikanern, Briten und Franzosen verabschiedet werden. Die Feierlichkeiten für die WGT- Truppen am 31. August in Berlin sollen nach dem Willen Bonns im Beisein von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und dem russischen Präsidenten Boris Jelzin stattfinden. Von den Alliierten wird dann in der Hauptstadt am 8. September mit einem Festakt und einem Großen Zapfenstreich Abschied genommen. Eingeladen sind der französische Staatspräsident François Mitterrand, der britische Premier John Major und der US-Präsident Bill Clinton. Ob letzterer kommt, ist noch unsicher. Severin Weiland

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