: Ein Spion in der SPD-Fraktion?
■ Anklage gegen den früheren Geschäftsführer Wienand
Bonn/Karlsruhe (dpa) – Karl Wienand, enger Vertrauter Herbert Wehners und ehemals Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, muß sich vor den Schranken des Gerichts verantworten.
Die Bundesanwaltschaft hat gestern mitgeteilt, daß sie Anklage wegen Spionage für die ehemalige DDR erhoben habe. Zu den konkreten Tatvorwürfen wollte der Sprecher der Anklagebehörde nicht Stellung nehmen.
Wienands Anwälte gehen davon aus, daß die Anklage sich auf die bislang „durch nichts bewiesene Mutmaßung“ stütze, der Spitzenpolitiker habe von Gesprächspartnern aus der DDR „erhebliche finanzielle Zuwendungen für geheimdienstliche Tätigkeiten“ erhalten. Wienand werden vor allem Treffen mit dem inzwischen als Stasi-Mitarbeiter enttarnten Alfred Völkel vorgeworfen. Im Hauptverfahren werde sich herausstellen, so die Anwälte, daß Wienand von seinem Gesprächspartner weder Geld erhalten noch geheimdienstlich mit ihm zusammengearbeitet habe. Er habe lediglich politische Gespräche, „zum Teil höchst kontroversen Inhalts“, geführt. Die Verteidiger werfen der Bundesanwaltschaft vor, sie wolle mit der Anklage gegen Wienand davon ablenken, daß es ihr nicht gelungen sei, den Verbleib erheblicher Geldbeträge aus dem Ministerium für Staatssicherheit aufzuklären.
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