Abschiedsstimmung bei Werder

■ Der Bremer SV probte das Pokal-Finale – Vier Tore im Vorwärtsgang

Beim entthronten Deutschen Meister Werder Bremen sagten am Samstag drei Fußball-Profis „Tschüß“, obwohl nach dem Bundesliga-Halali mit dem 4:2 (1:1) über Borussia Mönchengladbach die Saison für das Rehhagel-Team noch nicht vorbei ist. Ein Pokal-Erfolg am kommenden Samstag gegen Rot-Weiß Essen in Berlin soll dem Verein doch noch den Einzug ins internationale Geschäft bringen, doch sieht der Werder-Trainer diesem Termin bei der augenblicklichen Personallage nicht gerade optimistisch entgegen. „Wir müssen uns zusammensetzen und diskutieren, wie wir dieses wichtige Spiel über die Bühne bringen“, meinte Otto Rehhagel, der die Stammkräfte Rufer, Herzog, Borowka und Bratseth auf der Verletzen- oder Krankenliste stehen hat.

Nach dem Sieg über die Gladbacher, den Rufer (40/Foulelfmeter), Hobsch (56.), Legat (66.) und Bode (78.) bei Gegentreffern von Herrlich (36.) und Dahlin (71.) vor 27.309 Zuschauern sicherstellten, gab es Blumen und Geschenke für Schaaf, Bockenfeld und Bratseth. Sie spielen in der kommenden Saison nicht mehr für den SV Werder. Legat (zu Eintracht Frankfurt) und Herzog (Ziel noch unbekannt) gingen dagegen leer aus. Bei ihnen stand der endgültige Wechsel erst kurzfristig oder noch gar nicht fest. Torschütze Legat überraschte mit seiner Transfer-Bestätigung auf der Pressekonferenz nach dem Spiel sogar Manager Willi Lemke. Die Frankfurter müssen für den Abwehrspieler, der sich in Bremen nicht mehr wohl fühlte, über 2,5 Millionen Mark Ablöse zahlen.

Die Bremer probten in dieser Begegnung schon einmal das Pokal-Finale. Sie ließen den Gegner zunächst das Spiel machen und zermürbten Borussia Mönchengladbach im zweiten Durchgang mit ihrem Vorwärtsdrang und Tempospiel. Daraus ergaben sich für den SV Werder zahlreiche gute Torgelegenheiten, von denen allerdings nur wenige genutzt wurden. „Die Chancenauswertung muß bei uns verbessert werden. Die Essener werden uns nichts schenken“, meinte Werder-Schlußmann Reck. Das Rot-Weiß-Team saß auf der Tribüne, um auf der Anreise zum Zweitliga-Spiel in Meppen „Anschauungsunterricht“ zu nehmen.

Borussen-Trainer Bernd Krauss, der wegen akuter Personal-Probleme auf Verbandsligaspieler hatte zurückgreifen müssen, beklagte hinterher zwei Schlüsselszenen: „Der Elfmeter, der zum Ausgleich führte, sowie das 2:1 der Bremer brachten bei uns Unordnung ins Spiel. Wir haben uns von diesen Fehlern nicht wieder erholt.“ Die Borussia hatte ihre stärksten Momente in der ersten Halbzeit gehabt, ohne daraus mehr Kapital schlagen zu können. „In einigen Situationen fehlte unserer Mannschaft die Erfahrung.“, meinte Manager Rolf Rüssmann, der sich nachträglich über die verpaßte UEFA-Cup-Teilnahme ärgerte: „Wir haben 65 Tore erzielt, doch es ist nichts Zählbares dabei herausgekommen.“ Zwingmann/dpa