Heute kriegt Italien eine Regierung

■ Neofaschisten und Liga kommen in Berlusconis Kabinett

Rom (AP) – Rund fünf Wochen nach der Parlamentswahl in Italien scheinen die schwierigen Verhandlungen über die Regierungsbildung nunmehr abgeschlossen zu sein. Der Parteisprecher der siegreichen Forza Italia, Domenico Mennitti, kündigte am Wochenende an, daß der designierte Ministerpräsident Silvio Berlusconi am heutigen Montag eine Kabinettsliste vorlegen werde. Nach Verhandlungen mit dem Chef der Forza Italia, die bis in den frühen Samstagmorgen andauerten, erklärten Vertreter der beiden anderen Rechtsparteien, der norditalienischen Liga Nord und der neofaschistischen Nationalen Allianz, man habe sich über den Modus für die Auswahl der Minister geeinigt. Berlusconi habe nach Abschluß der Gespräche Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro „versichert, daß er am Montag in der Lage sein wird, ihm eine Kabinettsliste zu übergeben“, sagte Mennitti. Auf Nachfrage erklärte der Parteichef selbst ausweichend: „Ich setze keine Termine fest. Ich handle, wenn es soweit ist.“

Ein Streitpunkt war die Forderung der Liga Nord nach dem Posten des Innenministers. Spekulationen, daß der wegen seines beherzten Vorgehens gegen die Mafia und den Korruptionssumpf berühmt gewordene Mailänder Staatsanwalt Antonio Di Pietro Innenminister werden könnte, wurden am Samstag zunichte gemacht. Di Pietro gab nach einer Unterredung mit Berlusconi in Rom bekannt, er stehe nicht zur Verfügung. Laut Liga Nord ist für diesen Fall vereinbart, daß Berlusconi einen Liga-Kandidaten auswählt.

Unterdessen verlangte die Staatsanwaltschaft Mailand die Einstellung der Ermittlungen gegen den Chef des Konzerns Olivetti, Carlo De Benedetti. Staatsanwalt Raffaele Tito beantragte Anklageerhebung gegen 35 weitere Beschuldigte, erklärte jedoch, es gebe nicht genügend Beweise dafür, daß De Benedetti von Schmiergeldzahlungen im Zusammenhang mit dem Ausbau einer Eisenbahnstrecke gewußt habe.