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Entspannt am Stau vorbeiradeln

■ Mit einem neuen Stadtplan speziell für Radfahrer sicher, schnell, leise und abgasfrei durch die Straßen / Farbkennzeichnung ermöglicht schnellen Überblick

Schenken Sie dem Stau ein Lächeln. Auf der Grünen Welle durch den Asphaltdschungel. Welcher Radfahrer wünscht sich das nicht? Damit passionierte Nutzer des wendigen und schnellen, abgasfreien und gesunden Verkehrsmittels in Berlin künftig nicht nur schnell, sondern auch sicherer durch den Dauerstau oder daran vorbeikommen, hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) jetzt einen ganz speziellen Stadtplan herausgebracht. Fast vier Jahre Arbeit stecken hinter dem Faltplan, der ein gutes Stück über die von der Senatsverkehrsverwaltung herausgegebene Radwegeempfehlung hinausgeht.

Orange weist rechten Weg

Im Maßstab 1:30.000 werden übersichtliche Wegekarten mit Straßen- und Radwegeverzeichnis angeboten. Dabei gibt es für jede Straße Informationen über deren Eignung für das Fahrradfahren: Orange steht für geeignet, Gelb für mäßig geeignet und Weiß für gänzlich ungeeignet. Beurteilt wurden bei der Einstufung Straßenbelag, Verkehrsdichte und Sicherheit für die Zweiradfahrer.

Verzeichnet sind auch alle Radwege – in der Kategorie brauchbar bis gefährlich. Nach Ansicht des ADFC ist so manche Straße mit Tempolimit 30 für Radfahrer sicherer als die eigens für Radler angelegten Wege, zumal wenn sie schmal sind und keine Überholmöglichkeiten bieten, wenn sie von zahlreichen Ausfahrten gekreuzt werden oder durch parkende Autos von Autofahrern schlecht einsehbar sind.

Schließlich kam gut die Hälfte der 19 Radfahrer, die im vergangenen Jahr im Berliner Straßenverkehr getötet wurden, auf Radwegen ums Leben. Darüber hinaus empfiehlt der Plan für Fahrten über größere Strecken von Außenbezirken in die Innenstadt spezielle – grün eingezeichnete – Routen.

Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste

Wer eine Radtour durch die Stadt plant, kann dort seinen Weg auf relativ autoarmen und grünen Wegen finden. Aber auch für jene, die das umweltfreundliche Gefährt für den Weg zur Arbeit nutzen, dürften diese eine gute Hilfe sein. Oft ist es eben nicht der kürzeste Weg, der sicher zum Ziel führt.

Informationen über Schutzhütten, Notrufsäulen im Wald, Fahrradhändler, -ausleihstationen und Selbshilfewerkstätten für Reparaturen ergänzen das Ganze. In einem beigelegten Heftchen gibt es Zusatzkarten mit dem kompletten Straßenverzeichnis, Innenstadtkarten sowie zahlreichen Tips zum Thema Fahrradfahren in Berlin.

Deutlich werden die Stärken und Schwächen Berlins für den Fahrradverkehr. Auf der einen Seite: überraschend viele Straßen, ganze Stadtviertel, in denen es sich angenehm radelt. Auf der anderen Seite sind praktisch alle großen Hauptverkehrsstraßen trotz – oder manchmal gerade wegen – der Radwege für den Radfahrer nicht zu empfehlen. Auch ist es im Ostteil derzeit noch recht schwierig, längere zusammenhängende Velorouten zu finden, auf denen entspannt geradelt werden kann.

Nichtsdestotrotz gibt es schon heute sehr viele attraktive Möglichkeiten, in Berlin Fahrrad zu fahren. Diese können mit Hilfe des Stadtplans, der ab Montag zum Preis von 12,80 Mark im Handel erhältlich ist, leicht gefunden werden. Und dann gibt es – zumindest für den ADFC – keinen Grund mehr, sich nicht auf den Drahtesel zu schwingen.

Iris Hansch (ADN)

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