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Was ist das für eine Lebensqualität?

■ betr.: „Auf die Füße fallen“, taz vom 30.4.94

Die Bewunderung des Autors für die vielseitige ökonomische Kreativität der Menschen in Dritte-Welt-Ländern ist grundsätzlich nachzuempfinden. Doch seine Perspektive ist in naiver Weise einseitig, denn die offensichtlichsten Schattenseiten des „informellen Sektors“ werden simpel ausgeblendet. Was ist das denn für eine Lebensqualität, wenn man morgens nicht weiß, ob man abends genug zum Essen verdient haben wird? Wie sieht es mit der sozialen Absicherung aus, etwa bei Arbeitsausfall durch Krankheit oder Alter?

Jürgen Zimmer nennt nicht die harten ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen, die Menschen zu den beschriebenen Überlebensstrategien zwingen. Ähnlich wie der Guru des „informellen Sektors“, Hernando de Soto, spricht er nicht von den Problemen, neuartige Systeme sozialer Sicherheit zu entwickeln, wenn das staatliche zunehmend versagt.

Vom Tonfall her klingt Jürgen Zimmer wie einer jener (Ex-?)Altlinken, die uns in den siebziger Jahren mit ihrer Staatsgläubigkeit nervten, seit dem Ende des Kommunismus aber genau ins Gegenteil umschlugen und nun das „freie Unternehmertum“ als Allheilmittel predigen. Den Artikel muß ich insofern als puren Hohn empfinden, als der Autor aus seiner kündigungssicheren Position als Professor heraus schreibt. Wäre Jürgen Zimmer konsequent, würde er freiwillig seinen Beamtenstatus aufgeben und, statt uns nur zu belehren, selbst mit gutem Beispiel vorangehen und uns seine unternehmerische Kreativität demonstrieren. Peter Schröder, Köln

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