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Kuhmist für Emmas Tierschützerinnen

■ Redaktion der Frauenzeitschrift überfallen und verwüstet

Berlin (taz) – Sie fielen in die Redaktion ein, verwüsteten die Räume, sprühten „Euthanasie ist Gewalt“ an die Wand und düngten den Tatort mit Kuhmist. Am vergangenen Dienstag hatten die Mitarbeiterinnen der Frauenzeitschrift Emma in Köln zuschlagenden Besuch von einem Dutzend Frauen. Sachschaden rund 150.000 Mark, Anlaß für den Überfall: drei Artikel in Emma. Über den Euthanasietheoretiker Peter Singer, die Band „Böhse Onkelz“ und über Fundamentalismus in Deutschland.

Im Rahmen einer großangelegten Kampagne für die gequälte Kreatur stellte Redakteurin Cornelia Filter in der Märzausgabe dieses Jahres einen neuen Geistesbruder vor: den australischen Moralphilosophen Peter Singer. Dieser hatte in der Vergangenheit in Deutschland schon mehrfach für Aufruhr gesorgt, allerdings nicht durch seinen Einsatz für Tierrechte, sondern durch seine Haltung in der Euthanasiedebatte. Singer tritt dafür ein, die Tötung Neugeborener in bestimmten Einzelfällen zu legitimieren: „Wenn die dem Kind Nahestehenden nicht wollen, daß es lebt“, sollen diese das Recht haben, ein schwerstbehindertes Kind nach der Geburt zu töten. Für Cornelia Filter „eine These, die durchaus diskutabel ist.“ Ihren Artikel betitelte die Autorin eindeutig zweideutig als „Affentheater“. Es hagelte Protestbriefe von Leserinnen. Die Verbreitung solcher Thesen sei angesichts einer ohnehin zunehmend behindertenfeindlichen Gesellschaft politisch verantwortungslos.

Die relativ distanzlose Aufnahme von Singers Argumenten in die eigene Tierschutzkampagne dürfte auch der Auslöser für den Angriff auf die Redaktionsräume der Emma gewesen sein. Darauf weisen nicht nur die hinterlassenen Parolen wie „Emma selektiert“ oder „Euthanasie ist Gewalt“ hin. In dem Schreiben, das die militanten Gegnerinnen in den verwüsteten Redaktionsräumen zurückließen, hieß es denn auch: „...und im Namen des Tierrechts relativiert Emma den Holocaust“. Emma habe eine „Rechtswende“ vollzogen, die vor „offen menschenverachtenden Positionen“ nicht zurückschrecke.

Chefin Alice Schwarzer zeigte sich über die Gewalttätigkeit der Angreiferinnen schockiert und wütend. „Wenn diese Schlägertrupps angesichts der täglichen Gewalt gegen Frauen nichts Besseres zu tun haben, als uns zu überfallen wegen einer Meinungsverschiedenheit, dann sind das für uns Rechte. Schließlich kann man ja mit uns reden und diskutieren, kann ja sein, daß wir nicht immer Recht haben“, begründete sie gestern gegenüber der taz. Sonja Schock

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