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Was will der Autor uns damit sagen?

■ betr.: „Haiti perdue“ von Hans Christoph Buch, taz vom 3. 5. 94

[...] Buch vergleicht die haitianische Bevölkerung mit den „Arbeitslosen der Weimarer Republik“, da beide für „demagogische Parolen anfällig“ seien. Was will uns der „Autor mehrerer Bücher über Haiti“ denn damit sagen? Daß die FRAPH, jenes aus Drogendollars und allen möglichen dunklen Kanälen finanzierte politische Konstrukt der Neoduvalieristen, tatsächlich für viele verzweifelte HaitianerInnen eine Perspektive biete, mit dem unerträglichen Chaos und Elend auf der Insel endlich Schluß zu machen? Eine Massenbewegung?

Selbst wenn ein Quentchen empirischen Wahrheitsgehalts in dieser tendenziösen Behauptung läge, so läßt die Zitierung Weimarer Verhältnisse in diesem Zusammenhang doch ernsthafte Zweifel an dem Gemütszustand des Verfassers solcher Zeilen aufkommen. Es kann dann auch kein ungläubiges Stirnrunzeln mehr hervorrufen, wenn auf der Suche nach den Schuldigen für das haitianische Desaster der Präsident Aristide in einem Atemzug mit seinen terroristischen Gegnern genannt wird: er habe „seine Anhänger unvorbereitet und schutzlos“ dem Terror der Tontons Macoutes ausgeliefert und stimme im übrigen mit den nationalistischen Demagogen darin überein, „eine ausländische Militärintervention abzulehnen“. Die doppelte Konversion des Opfers in Täter, des Hauptverantwortlichen für den fortdauernden Totschlag und Terror, die USA, in den potentiellen Befreier – alter Trick, mit dem man vielleicht noch ein paar versprengte Buch-Gläubige beschwatzen kann, sich von der Wahrheit aber ganz unchrist(oph)lich weit entfernt. Sowohl den taz- LeserInnen als auch dem haitianischen Volk wird damit lediglich ein defätistischer Bärendienst erwiesen. Ulrich Mercker, Bonn

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