: Auf der Nebenstrecke
■ Brokdorfer Atomtransport in Wilster gestoppt / Vier vorläufige Festnahmen
Die Atom-Gegner ließen sich hängen. Indem sie sich von einer die Eisenbahnschienen überquerenden Brücke in Wilster abseilten, stoppten zwei Aktivisten des Aktionsbündnisses „Wir schützen die Kinder von Sellafield“ gestern zeitweilig den siebenten Transport abgebrannter Brokdorf-Brennelemente in die englische Wiederaufbereitungsanlage Sellafield. Die Polizei brauchte eine dreiviertel Stunde, um die Blockade aufzulösen. Die beiden Seilakrobaten und zwei weitere Atomgegner wurden vorläufig festgenommen; ihnen wird „schwerer Eingriff“ in den Schienenverkehr zur Last gelegt.
Allerdings hatten auch die Atomkraftwerksbetreiber in der siebenten Neuauflage des Kräftemessens zwischen Atomlobby und TransportblockiererInnen eine neue Variante parat. Daß rund 40 BlockiererInnen das Haupttor des Atommeiler Brockdorfs bereits in aller Herrgottsfrühe blockierten, störte sie diesmal herzlich wenig - der Atomtransporter verließ das Kernkraftsgelände einfach durch das Südtor, einen Nebeneingang.
Anschließend nahm der rund 130 Tonnen schwere Atomtransporter eine Nebenstrecke am Brokdorfer Deich, die nach Angaben der Transportgegner nur für eine „Achslast bis 5,5 Tonnen“ zugelassen ist. Bündnissprecher Holger Müller verwundert: „Uns ist völlig unbekannt, daß die Atomlaster für diese Route eine Transportgenehmigung haben“.
Dem Sprecher des Kieler Energieministeriums, Klaus Kramer, erging es ähnlich. Er mochte allerdings nicht ausschließen, daß das Bundesamt für Strahlenschutz der für den Gesamttransport zuständigen Bundesbahn eine Ausnahmegenehmigung erteilt habe. Kramer: „Wenn es diese Genehmigung aber nicht gibt, sind rechtliche Konsequenzen nicht auszuschließen“.
Marco Carini
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