Verkäuferinnen rüsten auf

■ Im ostdeutschen Einzelhandel droht ab Pfingsten Streik

Berlin (taz) – Kurz vor Pfingsten drohen in Ostberlin wieder Zustände wie nach dem Mauerfall. Konsumenten pilgern möglicherweise von Ost nach West, weil es in den Ost-Warenhäusern nichts zu kaufen gibt. Kein unwahrscheinliches Szenario: Das Verkaufspersonal in Ostberlin will Freitag und Sonnabend streiken, wenn sich die Tarifpartner des ostdeutschen Einzelhandels heute nicht über eine neue Verhandlungsbasis einigen können. Außer Ostberlin sollen auch die großen Städte Sachsens schwerpunktmäßig von den Warnstreiks betroffen sein. Zum Wochenbeginn haben die Gewerkschaften HBV und DAG schon Arbeitsniederlegungen in verschiedenen Großstädten anderer ostdeutscher Bundesländer angekündigt. Wie berichtet, möchte die HBV eine schnelle Angleichung der Ost- an die West-Gehälter erreichen. Bisher bekommen die Ost-Verkäuferinnen 83 Prozent der West-Gehälter. Die Arbeitgeber haben angeboten, diese Gehälter um 3,66 Prozent zu steigern. Für die Angestellten in den Tarifbezirken des West-Einzelhandels werden die Gehälter um 3,3 Prozent erhöht, wobei die West-Kolleginnen aber kürzere Wochenarbeitszeiten haben.

Die Arbeitgeber möchten die Streiks pünktlich zum Feiertagsgeschäft unbedingt vermeiden. Wie der Sprecher der Arbeitgeber im ostdeutschen Einzelhandel, Nils Busch-Petersen, sagte, seien sie bereit, bei den heutigen Sondierungsgesprächen ein „deutlich über dem bisherigen Niveau liegendes“ neues Angebot zu unterbreiten. Aus der HBV-Zentrale in Düsseldorf verlautete gleichfalls versöhnlich, man würde auch „Zwischenschritte“ bei der Angleichung der Ost- an die West-Gehälter akzeptieren. Die Mehrzahl der Ost-Verkäuferinnen verdient derzeit 2.431 Mark brutto. Im Westen liegt das Vergleichsgehalt bei 3.060 Mark. „Dabei gibt es in der Produktivität zwischen einer Verkäuferin in Ost oder West keinen Unterschied“, betonte HBV-Sprecher Klaus Eilrich. BD