piwik no script img

Virtuelle Dächer über Hamburg

■ Architektursommer: Ausstellung in den Räumen des BBK

Zum Architektursommer wird ganz Hamburg überdacht. Nun gibt es gewiß in dieser Stadt manches zu überdenken, hier aber ist ein gedachtes Dach gemeint, an dem der Kommunikationkünstler Hermann Josef Hack arbeitet. Zeitgleich konzipiert er für Kairo und Hamburg einen virtuellen Schirm, an dessen Parzellen jeder Anteilscheine kaufen kann. Bereits 30 Personen haben sich im Rahmen der Ausstellung Architektur der Ideen einen Teil des Denkraumes über der Stadt gesichert. Dabei ging die Binnenalster, der Ohlsdorfer Friedhof und der Flughafen besonders gut weg.

Das virtuelle Dach ist eines von über zwanzig Gedankengebäuden, die der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) als Beitrag zum Hamburger Architektur–Sommer zeigt. Kurator Ludwig Seyfarth hat die künstlerischen Planspiele zusammengestellt, in denen Architektur keine beton- und millionenschwere Realisation, sondern ein Gedanken- und Veranschaulichungsmodell unter vielen ist.

Den Visionen der Berufsbaumeister stark verpflichtet ist das Projekt Mekka Medial mit der Kaaba Mobile. Günther Zamp Kelp von der Gruppe Haus Rucker Co zeigt dieses Modell für ein Medienzentrum in Paris, bei dem eine fahrbare, würfelförmige Halle über ein System von 40 verschieden inszenierten, offenen Erlebnisbereichen gefahren werden kann: ein vielgestaltiges, gesamteuropäisch gedachtes Zentralstudio.

Architektur als dritte Haut und Hülle des Menschen thematisiert Maren Paulat in ihren Kleiderskulpturen. Mit Kleiderschrank, Tisch und Stuhl inszenieren Sergej Anufriew und Pawel Pepperstein von der Moskauer Gruppe Inspektion Medizinische Hermeneutik ironisch das Wort von der Stadtmöblierung: Innen- und Außenraum werden vertauscht.

Diese Kunst schärft den Blick für unsere gebaute Umwelt , macht achten auf die Räume zwischen den vereinzelten gelungenen Großtaten ruhmsüchtiger Architekten, die sonst im Zentrum der Architektursommeraktivitäten stehen.

Hajo Schiff

Kunsthaus, bis 23.Mai, 11-18 Uhr, Do bis 21 Uhr.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen