■ taz-Wahlservice: Der Europa-Christ
Autounfälle lassen sich sehr leicht vermeiden. Alle Menschen müßten sich nur an die Regeln des Straßenverkehrs halten. Genau das gleiche Rezept empfiehlt Pastor Gerhard Heinzmann, Bundesvorsitzender der Partei der Bibeltreuen Christen, für die Politik: „Wenn alle Menschen sich nach Gottes Geboten richten, wird das Leben besser.“
Christof Vetter vom evangelischen Amt für Information in Stuttgart vermutet die 1989 in Karlsruhe gegründete PBC in der Nähe der „charismatischen Bewegungen“, wie sie auch aus den USA in Form von Fernsehpriestern bekannt sind. Denen erscheint hin und wieder der Heilige Geist, sie beherrschen die Künste des Zungenredens und Wunderheilens.
In ihrem Grundsatzprogramm lassen die Bibeltreuen, die jetzt auch zur Europawahl antreten, derlei Taten nicht verlauten. Sie versprechen aber als Heilmittel gegen alles Schlechte Beten, Bibel und das Befolgen von Gottes Geboten. Per Gebet möchte die Partei beispielsweise die Probleme der Wiedervereinigung und der skandal- und affairengeplagten Politik lösen. Bibellesen auf speziellen Seminaren gilt als Vorsorge gegen Ehescheidungen (Finanzierung natürlich auch durch öffentliche Gelder), und wer sich eine „Lebensführung nach göttlichen Maßstäben“ zu eigen macht, sorgt so für seine Gesundheit und spart den Krankenkassen viel Geld. Ansonsten möchten sie die mittelständische Wirtschaft unterstützen und fürchten eine schlechte Umweltpolitik, denn, wie es schon in der Offenbarung 11, 18 heißt: „Es ist gekommen dein Zorn und die Zeit ... zu vernichten, die die Erde vernichten!“ Der Weg ins Europaparlament ist für die Bibeltreuen schwierig, denn: „Gottfeindliche Kräfte in unserem Land werden alles versuchen, uns aufzuhalten.“ Elke Eckert
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen