Richtfest am Uni-Gästehaus

■ Bausenatorin lobt Privat-Unternehmer / Hübotter schafft es viel schneller und 1,1 Millionen Mark billiger als das staatliche Hochbauamt

Einen „besonderen Dank“ richtete gestern augenzwinkernd Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte an die Hübotter Wohnungsbau GmbH, als auf dem Teerhof das Richtfest des Uni-Gästehauses gefeiert wurde. In Rekordzeit hat nämlich der Private seit der Auftragsvergabe am 10. Januar hingestellt, woran das – Lemke-Schulte untergebene – Hochbauamt zuvor gut vier Jahre lang erfolglos geplant, umgeplant und nochmal umgeplant hatte. Über zwei Monate vor dem vertraglich vereinbarten Termin soll das Gebäude nun bereits zum Wintersemesterbeginn im Oktober schlüsselfertig übergeben werden. Der von Hübotter garantierte Festpreis liegt dabei einschließlich der gesamten Inneneinrichtung mit 3,8 Millionen Mark um 1,1 Millionen unter dem Betrag, den das Hochbauamt zuletzt vor einem Jahr dafür veranschlagt hatte.

In den 23 Appartements sollen künftig die rund 350 GastwissenschaftlerInnen untergebracht werden, die im Laufe eines Jahres die Bremer Uni besuchen. Im Erdgeschoß steht zudem ein Vortragsraum mit 99 Plätzen für kleinere Veranstaltungen zur Verfügung. Finanziert wird das einschließlich des Grundstücks 4,5 Millionen Mark teure Gästehaus vor allem aus Spenden. Lediglich zwei Millionen Mark des Bundes kommen direkt aus dem Staatshaushalt.

Dieser sehr enge Finanzrahmen war auch der Grund dafür, daß das Hochbauamt letztlich an der Verwirklichung des Gästehauses scheiterte. „Natürlich hätte das Hochbauamt auch ein anständiges Haus gebaut, aber ihm fehlt eben das Know-How eines erfahrenen Wohnungsbau-Unternehmens“, erklärt der Architekt Rainer Schürmann. Hübotter habe die Ansprüche der Universität mit planerischem Geschick auf einem etwas kleineren Grundriß unterbringen können. Ansonsten habe es an der Ausstattung von der Fassade bis zur Inneneinrichtung keinerlei Abstriche gegenüber der Hochbauamt-Planung gegeben, so Schürmann.

Damit trat Schürmann gestern auch Legenden entgegen, die inzwischen zur Verteidigung des Hochbauamtes in die Welt gesetzt wurden. Nicht die Universität, wie immer wieder behauptet wird, sondern die staatlichen Planer selber hatten zuvor den Preis mit einer Erhöhung der Wohnfläche und zusätzlichen Ausstattungsstandards in die Höhe getrieben. So sollte zum Beispiel jedes Bad mit einem „freihängenden WC“ ausgestattet und für die Notbeleuchtung ein eigener „Trafo-Raum“ gebaut werden. Uni-Rektor Jürgen Timm: „Das Hochbauamt hat alle möglichen Schnörkel geplant, die Hübotter jetzt wegläßt.“

Auch den Vorwurf, der private Bauunternehmer werde mit der Installation elektrischer Durchlauferhitzer Abstriche an ökologischen Standards machen, weist Architekt Schürmann zurück. Eine vom Hochbauamt vorgesehene zentrale Warmwasserversorgung sei überhaupt nicht möglich, da das Gästehaus keine eigene Heizungsanlage bekomme, sondern an das Wärme-Netz des Teerhofes angeschlossen werde. Dessen Betrieb sei allerdings nur in den Wintermonaten garantiert.

Der Konflikt um die private Vergabe des Gästehaus-Baus ist nur das Vorspiel für die noch anstehenden Großvorhaben an der Uni selber. Für rund eine Milliarde Mark soll dort in den nächsten Jahren gebaut werden. Dirk Asendorpf