piwik no script img

Serben lassen französische Geiseln frei

■ Elf Mitarbeiter der Hilfsorganisation „Première Urgence“ nach Zahlung von 44.000 US-Dollar wohlbehalten daheim / Wieder UN-Flugzeug in Tuzla gelandet

Split (taz) – Die seit dem 8. April im serbisch besetzten Teil Bosniens festgehaltenen elf französischen StaatsbürgerInnen sind wieder frei. Die MitarbeiterInnen der Hilfsorganisation „Première Urgence“ trafen gestern wohlbehalten in Paris ein. Der Freilassung ging die Bezahlung einer „Kaution“ von 44.000 US-Dollar voraus. Die Serben hatten den elf, unter ihnen eine Frau, vorgeworfen, Waffen für die bosnische Armee transportiert zu haben. Alles in allem seien sie während der Haftzeit „korrekt“ behandelt worden, erklärten sie gestern.

Erstmals wurde von serbischer Seite eine militärische Niederlage eingestanden. In der in Belgrad erscheinenden Zeitung Vecernje Novosti wurde gestern angesichts des Verlustes der im Ozrengebirge liegenden „Höhe 619“ und dem Tod von über 110 serbischen Soldaten General Ratko Mladić kritisiert. Weiterhin verloren die serbischen Truppen in den letzten Tagen Terrain im Majevicagebirge. Beide Gebirgszüge liegen in der Region Tuzla.

Gestern landete wieder ein UN- Flugzeug in Tuzla. Am Mittwoch hatten sich UN-Piloten geweigert, die ostbosnische Stadt anzufliegen, weil der dortige Flughafen zuvor von serbischen Granaten getroffen worden war. Nach der Eröffnung des Flughafens am 22. März haben damit 24 UN-Flugzeuge der UNO auf dem dortigen Rollfeld aufgesetzt. Flugzeugen mit humanitären Hilfsgütern wurde aber bisher die Landeerlaubnis verweigert. Dies sei eine Entscheidung, die „auf höchster Ebene getroffen wurde“, erklärte der stellvertretende Oberkommandierende des dortigen UN-Bataillons, Brigadegeneral Ridderstad, gegenüber der taz.

Aufgrund des Beschlusses müssen Hilfsgüter für die weiterhin vom Hunger bedrohte Region Tuzla mühsam auf dem Landweg herangeschafft werden. Trotz der andauernden Sperrung der Route über Tomislavgrad-Vitez konnten die Konvois in den vergangenen Tagen über eine Alternativroute geführt werden.

Frustriert zeigten sich gestern die Unterhändler Stoltenberg und Owen über die Aussichten des neuesten Friedensplans der internationalen Gemeinschaft. Am 13. Juni soll auf einem Treffen von Vertretern der USA, Rußlands und fünf europäischen Staaten, darunter auch Deutschland, über dessen Realisierung nachgedacht werden. US-Präsident Clinton möchte die Aufhebung des Waffenembargos gegenüber Bosnien von einem einstimmigen Votum des UN-Sicherheitsrates abhängig machen. Der US-Kongreß hat Bosnien für danach mögliche Waffenkäufe Finanzhilfe in Höhe von 50 Millionen US-Dollar in Aussicht gestellt. Erich Rathfelder

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen