: Total daneben -betr.: "Wir fordern die Räumung", taz vom 18.5.94
Betr.: „Wir fordern die Räumung“, taz. v. 18.5.
„Total daneben“ war meine erste Reaktion auf den o. g. Antibericht von J.G.. „Leider voll im Trend“ ist daraufhin nicht nur meine traurige Erkenntnis. Angefangen bei der Überschrift bis zur merkwürdigen pseudo-objektiven Berichterstattung über die jüngsten Entwicklungen im und um das Frauenprojekt Buntentorsteinweg Frage ich euch: wollt ihr den Frauen und ihren vielzähligen Aktivitäten eigentlich schaden? Der Grund des Berichtes ist der konkrete Überfall einer konkreten Person. Dazu braucht J.G. keineswegs relativieren, daß dieser Vorfall vielleicht gewesen sein „soll“ und Nachbarschaftssprecher und stellv. Ortamtleiter nichts mitbekommen haben. Wie würde der/die SchreiberIn J.G. selber reagieren, stünde ingendein Petitionsauschuss mit einer Horde Gegen-Bürger vor der Haustür, bäte um Einlass und weigerte sich, den Grund mitzuteilen. Das übliche Geseire von üblichen Nachbarn in Bezug auf alles Nichtgenormte in dieser Gesellschaft auch noch „toll“ herauszuarbeiten, ist doch eigentlich anderen Zeitungen vorbehalten. Oder ist das ein neuer Trend? Bisher weigere ich mich, euch das zu unterstellen. Das ein Bericht im reaktionären „Weser-Report“ den Frauen mittlerweile gerechter wird, müßte euren Häuptern doch zumindest auch ein leichtes Schütteln abringen. Nachdem – wie erwartet – der SPD-Frauenbereich sich ausgeklinkt hat und die Grünen – wie erwartet – sich „raushalten“, erwarte ich von der taz, dieses Projekt voll parteisch und engagiert zu unterstützen. Viele hundert Menschen überzeugen sich im Alltag und bei Veranstaltungen, wie wichtig das Frauenprojekt ist. Einzig und allein solidarisch ist das, was die Frauen brauchen. Denn was hier geräumt werden soll, sind Existenzen, kulturelle (autonome und nicht subventionierte!) Vielfalt und sichtbar die letzten Freiräume in dieser Gesellschaft. In diesem Sinne: voll raus aus dem Trend!
Andrè Szigethy
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen