: Bremen, wie es sein könnte: breminal
■ Fünf Tage großes Kultur-Spektakelan der Weser mit Pinetop Perkins und Open Air total Wegwerf-Plastikbecher
Die Breminale führt auf den Weser-Wiesen am Osterdeich jedes Jahr vor, was der Stadt fehlt. Erstens Sonne, sicherlich, zweitens dann die dazugehörige Flaniermeile an der Weser, auf der es rechts und links etwas zu sehen gibt – und in Fluß-Atmosphäre. Drittens fehlt Bremen ein Kinderparadies der Art, wie es für relativ wenig Geld auf den Weserwiesen aufgebaut wird. Viertens eine Open-Air-Bühne, auf der für Überraschungen gesorgt ist. Fünftens gut organisierte Konzert-Nächte ... und zehntens ein verlängertes Wochenende frei.
„Entscheidend ist die Mischung“, sagt einer der Organisatoren. Und bei einer Mischung kann auch das eine oder andere fehlen. Etwa fehlte für die klecksenden Kinder die wasserlösliche Farbe – einige Eltern fluchten nicht schlecht, als sie von dem prächtigen Spektakel nach Hause kamen. Es fehlte hin und wieder auch am Wetter. „Am Pfingstsonntag schwebte eine große schwarze Wolke über uns“, sagt Breminale-Geschäftsführer Harald Siegel. Und doch hatte die Breminale noch Glück, es gab nur kleinere Schauer.
Ein großer Erfolg waren die Blues-Nächte. „Bis nach Holland und Dänemark haben wir die Karten verkauft“, sagt Siegel, das Zelt war bis auf den letzten Platz voll. Pinetop Perkins, den 82jährigen Pianisten von Muddy Waters sieht man nun auch nicht alle Tage...
Solche internationalen Highlights brauchen auch die lokalen Events – damit die Flaneure, die umsonst und draußen etwas erleben wollten, vor der Open-Air-Bühne des Lagerhauses stehen bleiben. „Die Hälfte“, sagt der Breminale-Geschäftsführer, sei von ihnen zugeschossen worden, die andere Hälfte der Kosten setzte sich zusammen aus mehreren Töpfen im politischen Bereich. „Die Freilichtbühne ist der Renner hier“, wissen die Organisatoren, jedenfalls bei einigermaßen trockenem Wetter. Dutzende von Gruppen kamen an den fünf Tagen zum Zug, und „die Hauptsponsoren sind die Künstler selbst, die auf ihre Gagen verzichteten“, sagt Siegel.
Besonders stolz, und das gehört auch zum dem Fest am Fluß, sind die Organisatoren darauf, daß diesmal auf Wegwerf-Becher ganz verzichtet werden konnte. Früher hatte der Breminale das immer einen geharnischten Rüffel des BUND eingebracht, diesmal gab es ein Lobes-Fax: Die Wiese war ansehnlich grün, für einen Pappbecher mußte jeder zwei Mark Pfand hinterlegen.
Einen Wunsch haben die Breminale-Geschäftsführer fürs nächste Jahr: Die Kulturpolitik solle wieder zu ihrer Verantwortung zurückfinden. Das Risiko, an einer schwarzen Wolke vollkommen pleite zu gehen, lasse sich privat nur schwer tragen. K.W.
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