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Viel Arbeit für die Ehre

■ Honorarkonsuln vertreten Länder der Dritten Welt zum Nulltarif / Afrikatag soll negatives Image des Kontinents verbessern Von Torsten Schubert

In Hamburg sind über 90 Länder konsularisch vertreten, mehr als sonst irgendwo auf der Erde. Knapp die Hälfte – meist Länder der Dritten Welt – werden in der Hansestadt von Honorarkonsuln repräsentiert. Sie leisten ihre Arbeit in eigenen Büros oder Privatwohnungen. Geld verdienen sie nicht, denn „Honorar“ kommt von „honoris“ und heißt ehrenhalber. Jetzt machen Afrikas Honorarkonsuln auf den Kontinent aufmerksam, der ihrer Ansicht nach keine negativen Schlagzeilen verdient hat.

Am Afrikatag, der heute ab 17.30 Uhr im Völkerkundemuseum anläßlich des 31. Gründungstages der „Organisation für afrikanische Einheit“ begangen wird, soll Afrika als Kontinent ins richtige Licht gerückt werden. „Afrika ist die Wiege der Menscheit und hat eine große Kultur“, sagt Heinz Bonacker, seit 1986 Honorarkunsul von Uganda: „Wir haben keinen Grund, mit erhobenem Zeigefinger auf die Dritte Welt zu deuten.“ Das zu vermitteln sei auch Aufgabe eines Honorarkonsuls.

Heinz Bonacker hat sein ganzes Leben mit Kaffee gehandelt. Er ist viel herumgereist, und hat sich „immer wieder über die Eigenarten der verschiedenen Menschen gefreut“. Das Land kennen, sich auf fremde Menschen einlassen können, das sei die wichtigste Voraussetzung für den Honorarkonsul. Und: „Wir sind eigentlich Wirtschaftskonsuln, weil wir versuchen, dem Land Wirtschaftskontakte zu vermitteln und ihm so zu helfen.“ Deshalb werden oft selbständige Unternehmer Honorarkonsuln.

Doch auch mit alltäglichen Problemen muß sich der Honorarkonsul beschäftigen. „Eine Deutsche möchte einen Studenten aus Uganda heiraten. Da muß ich mit den Behörden telefonieren, die den Ledigen-Nachweis des jungen Mannes nicht anerkennen wollen“, erzählt Heinz Bonacker. Oder er muß Auskunft geben über notwendige Schutzimpfungen bei einer Reise in das Land.

„Außer der Ehre, ein Land vertreten zu dürfen, hat ein Honorarkonsul keine Vorteile von seiner Arbeit“, sagt Jürgen Gotthard, der seit zwei Jahren Tansania vertritt: „Wir haben zwar einen kleinen Ausweis, aber keinen diplomatischen Status.“ Der Ausweis berechtigt auch nicht dazu, steuerfrei einzukaufen. Dienstreisen müssen aus der eigenen Tasche bezahlt werden, ebenso wie andere Kosten. „Ein Honorarkonsul macht auch keine große Politik. Wir versuchen unsere Kontakte für das Land, das wir vertreten, zu nutzen.“

Am Afrikatag werden unter anderem moderne Skulpturen aus Zimbabwe von führenden Künstlern des Landes ausgestellt. Die Skulpturen sind, teilweise, käuflich.

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