: Es lebe die Bedeutsamkeit
■ Ab heute: „Pro Musica Nova“ mit neuer Musik von hier
Das ist mal wieder eine „Pro Musica Nova“, die sich gewaschen hat. Alles, was derzeit in der Neuen Musik so liebreich und teuer ist, sieben Tage lang auf Bremen verteilt: das Klangtüftlerische, das Mystizistelnde und Meditative, wie man's grad hat, und alles aus heimischer Hand: Der veranstaltende Heimatsender hat sich diesmal auf Komponistinnen und Komponisten konzentriert, die in Bremen wohnhaft oder wenigstens gebürtig sind.
Nun ein paar Tips. Das Festival beginnt heute abend (19.30 Uhr) im Gerhard-Marcks-Haus mit einem Vortrag von Alfred Paffenholz, betitelt „Zum Raum wird hier die Zeit“, wo man sich schon mal freischwingend einstimmen kann; es folgt um 22.30 Uhr im Dom nicht weniger als ein Gesamtkunstwerk von Jens Ostendorf: „Der Weltbaumeister“, ein Spiel aus Musik, Licht und Architektur.
Am Donnerstag (20.30 Uhr) findet dann in der Kirche Unser Lieben Frauen die Abt. Flimmerkiste statt, die Live-Performance „Pandora“ für Video-Triptychon und Streichquartett von Detlef Heusinger. Auf den drei Bildschirmen geht es um die sagenhaften Weibsbilder Pandora und Eva, und die Musik denkt dazu ein wenig über den passenden Mythos nach.
Am Freitag (20 Uhr) kommt es im Sendesaal von Radio Bremen zu drei Gesängen für Mezzosopran und Ensemble, welche Oliver Trötschel nach Texten von George, Rilke und Gryphius komponiert hat, und anschließend ist die „Triade“ von Siegrid Ernst zu hören, ein Stück, welches die Dreiheit, Trinität usw. als solche feiert: Drei Bläser, drei hohe, drei tiefe Streicher, dazu ein Schlagzeuger, der zwischen drei Orten wechselt: Man sieht, dies wird ein Festival der Bedeutsamkeit.
Wenn da nicht unser Hans Otte wäre: Am Sonntag um 11 Uhr wird in seinem Klangraum in der Weserburg u.a. sein Stück „voicing“ aufgeführt. Das ist eine Komposition aus lauter Rundfunkmaterial, namentlich dreißig Stationsansagen und Nachrichten aus dreißig Ländern, vermengt mit Vokalmusik, alles im achtstimmigen Kanon, was sehr lustig sein könnte, und manchmal werden die Klänge angehalten, um nicht zu sagen eingefroren.
Am Sonntag schließlich kommt es zu einem Orchesterkonzert in der Glocke (18 Uhr), wo unter anderem Peter Ruzickas „Metamorphosen über ein Klangfeld von Joseph Haydn“ zu hören sein wird, also quasi Musik über Musik. Es handelt sich dabei um das Bläserintermezzo in den „Sieben letzten Worten unseres Erlösers am Kreuze“, welches an sich schon merkwürdig genug ist, aber Ruzicka läßt es aufgehen, ja eingehen in wirkliche 28-Stimmigkeit, vermehrt um „Ferntrompeten“. Auch dies ein Werk, das dem Religiösen nicht unzugeneigt ist. schak
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen