Grone-Schule: Friß oder stirb

■ Bildungs-Stiftung droht mit Umwandlung in GmbH, falls der Betriebsrat nicht pariert / Streit um 30 Entlassungen Von Kai von Appen

Im Verhandlungen um die Zukunft der Grone-Schule ist ein heftiger Konflikt entbrannt. Falls der Betriebsrat nicht geplanten Kündigungen zustimmt, droht die Geschäftsführung Teile der Stiftung in eine private GmbH umzuwandeln. Folge: drastischer Sozialabbau.

Der größte Hamburger Bildungsträger (290 MitarbeiterInnen) geriet im vorigen Jahr aufgrund der Sparmaßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit im Bereich Fortbildung und Umschulung (F+U) ins Taumeln. Im Herbst beantragte die Stiftung deshalb 105 Entlassungen, machte aber vor dem Arbeitsgericht eine Bauchlandung. Inzwischen sind 70 Lehrerinnen und Dozenten per Abfindung und Sozialplan ausgeschieden, 30 weitere stehen noch immer auf der Entlassungsliste. Seit vier Wochen streiten Geschäftsführung und Betriebsrat in sogenannten „Strukturverhandlungen“ über Kostensenkungsmaßnahmen, die durch staatlich verordnete Preisreduzierungen bei den Bildungsangeboten erforderlich geworden sind.

Während der Betriebsrat glaubt, daß Grone ab 1. August vom Arbeitsamt geförderte Kurse für rund 700 F+U-Leute bewilligt bekommen könnte, möchte die Geschäftsführung nur mit 300 finanzierten Teilnehmern kalkulieren. Daher besteht Grone auf Personalabbau. Betriebsrat Peter Petersen dazu: „Wir gehen davon aus, daß die Kündigungen vorm Arbeitsgericht scheitern werden, weil sie jeder sachlichen Grundlage entbehren.“ Der Betriebsrat möchte den Engpaß bis Herbst durch eine Verlängerung der Kurzarbeit überbrücken.

Doch der Vorstand setzt der Belegschaftsvertretung die Pistole auf die Brust: Die neuen Maßnahmen könnten auch in einer neugegründeten „GmbH“ beginnen. In dieser dann zunächst betriebsratslosen Firma würden Personalstruktur und Gehälter diktiert werden, ohne daß sich die Leitung an den BAT-Tarifvertrag halten müßte.

Derartige Schritte hat Grone in Schleswig-Holstein bereits realisiert, wo Betriebsteile kurzerhand ausgegliedert und von GmbHs übernommen wurden. Rabels: „Das ist Bestandteil einer längerfristig angelegten Strukturpolitik, um durch Dezentralisierung mehr Flexibilisierung zu erreichen.“ Rabels weiter: „Wenn wir in Mecklenburg BAT zahlen müßten, wäre die Gesellschaft schon längst pleite.“

Der Grone-Chef hofft, vom Betriebsrat das „okay“ für unkonventionelle Maßnahmen zu bekommen. „Ich mute den Mitarbeitern doch nicht zu viel zu, wenn für dasselbe Geld etwas mehr gearbeitet wird.“ Wenn nicht schnell Sparkonzepte greifen, könnte ganz schnell die Zahlungsungsunfähigkeit eintreten.

Der Ex-Staatsrat und Sozialdemokrat versucht, sein Unternehmenskonzept mit Sozialpartnerschafts-Floskeln zu verkaufen. Eine gemeinnützige Stiftung sei kein Unternehmen, wo es darum gehe, dem Kapitalisten einen Teil wegzunehmen. „Ich möchte vom kapitalistischen Bumann, der die Strukturen zerschlagen will, endlich wegkommen. Ich möchte, daß die Stiftung erhalten bleibt, der Betriebsrat möchte, daß die Stiftung erhalten bleibt.“ Das entscheidene Wort wird Montag das Stiftungskuratorium sprechen.