Vom Modellversuch zur Institution

■ Jetzt Bremer Haushaltsmittel für die Beratungsstelle „Frau und Beruf“

Den Schwank vom Studenten, der für seine Mutter einen Beratungstermin beim Arbeitsförderungszentrum ausmachte, um sie über ihre Rückkehrmöglichkeiten in den Beruf beraten zu lassen, erzählt man sich heute noch gerne in der Beratungsstelle „Frau und Beruf“ (kurz: ZIB). Vielleicht, weil die Ausnahmen meist schöner sind, als die Regel. Die nämlich besagt, daß Frauen mit Kindern schlechte Chancen im Beruf haben. Vor allem nach jahrelanger Familienarbeit brauchen sie für die Rückkehr in den Beruf, ob als Wiedereinstieg oder als Neuanfang, besondere Unterstützung. Eigens zu diesem Zweck wurde die Bremer ZIB-Beratungsstelle 1989 als einer von 17 Modellversuchen in Deutschland gegründet. Mittlerweile fünf Jahre alt ist sie zu jung und zu wichtig, um zu sterben. Gestern sicherte Frauensenatorin Uhl dem Zentrum vor der Presse die Finanzierung von dreieinhalb Stellen durch ihr Ressort zu, sobald die Bundesmittel des Modells zum ersten Juli auslaufen. Der Dank an die Mitarbeiterinnen: „Sie haben schwierige Phasen gut gemeistert“, wurde lächelnd aufgenommen. Fürwahr, noch am letzten Freitag war die Belegschaft des Arbeitsförderungszentrums bei der Aufsichtsratsitzung erschienen, weil sie um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze in Bremen und Bremerhaven fürchtet: Weil Europa-Gelder nicht rechtzeitig eingingen, war der Vorstand in einen Liquiditätsengpaß geraten. Gehälter wurden nicht ausgezahlt.

Den Frauen gab die Senatorin gestern Entwarnung: „Diese Beratungsstelle ist arbeitsmarkt- und frauenpolitisch nicht mehr wegzudenken“. 800.000 Mark an Haushaltsmitteln sind bis 1996 vorgesehen, dazu kommen weitere 600.000 Mark aus dem Europäischen Sozialfonds. Ein Erfolg, den nicht nur die BeraterInnen verbuchen dürfen: „Unsere bisher rund 5.000 Teilnehmerinnen sind so hochmotiviert, daß sie überwiegend wieder in der Beruf eingegliedert werden konnten“, lobte Kristine Busch-Oellerich, die ZIB-Abteilungsleiterin. Auch ausländische Frauen würden zunehmend beraten, 750 Nachfragen gab es im letzten Jahr.

Trotz aller Motivation: Die Förderungsbedingungen sind schlechter geworden. Frauen müssen in verkürzter Zeit mehr lernen, sofern sie überhaupt gefördert werden. Die Reform, „nein, die Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes“, korrigierte sich Busch-Oellerich gestern schnell, bringe vor allem den Frauen Nachteile. Und weil die Familienphase kürzer und die Berufsrückkehrerinnen deshalb jünger geworden seien, mangele es vor allem an der Kinderbetreuung – Hemmschuh Nummer eins bei der Karriereplanung. Der Wegfall der Orientierungsprogramme habe zusätzlich „ein Loch“ in die Beratung gerissen. Dagegen hilft nur eins: „Lobbyarbeit ist auch in Zukunft ein wichtiger Arbeitbereich für uns.“ ede