Anstiftung zum Brand?

■ Im Dolgenbrodt-Prozeß lieferte Polizeibeamter gestern erste Hinweise

Potsdam (taz) – Am Ende des dritten Verhandlungstages im Dolgenbrodt-Prozeß stand gestern eine Überraschung. Der Polizeibeamte Peschke, der am Tag nach dem Brand den Tatort sicherte, sagte aus, daß ihn bei der Arbeit ein Jugendlicher angesprochen habe. Dieser habe ihm mitgeteilt: „Ich kenne einige Leute, die dafür bezahlt haben, daß das hier brennt. Ich sage aber nicht, wer.“ Nach Rücksprache mit seinen Kollegen vor Ort erfuhr Peschke, daß es sich bei dem Jugendlichen um den Anführer der rechtsradikalen Szene von Königs Wusterhausen handele. Den Angeklagten Silvio J. identifizierte Peschke nicht als den Jugendlichen, der ihn angesprochen hatte.

Neue Beweise gegen den 19jährigen Silvio J. förderte der Prozeß indes nicht zutage. Der Rechtsradikale aus Königs Wusterhausen wird beschuldigt, am 31. 10. 1992 das unbewohnte Asylbewerberheim in Dolgenbrodt angezündet zu haben. Nachdem er sich mit der Tat zunächst gebrüstet hatte, bestreitet er sie nun. Allerdings hätten die Täter Unterstützung aus dem Dorf erhalten. Konkret bezichtigt J. den Dolgenbrodter Dorfskinhead Marko S. und zwei weitere Rechtsradikale aus Königs Wusterhausen der Tat.

Marko S. war gestern vor dem Potsdamer Landgericht als Zeuge geladen. Der 1,96 große Skinhead hatte sich bei den Bürgerversammlungen im Oktober 1992 in heftiger Form gegen das Asylbewerberheim ausgesprochen. Erinnern kann er sich nur an einen „sachlichen“ Redebeitrag.

Von einer Anstiftung zum Brand will die damalige Bürgermeisterin Ute Preißler absolut nichts wissen. Zwar hat sie Sprüche gehört wie „am besten, wir brennen es ab“, aber das seien „dumme Reden“ gewesen. Sie selbst sei in der Nacht von Tür zu Tür geeilt, um die nicht erschienenen Feuerwehrmänner zu wecken, die angeblich die Sirene nicht gehört haben. miß