Entscheide dich! Von Klaudia Brunst

Meine Freundin ist ein richtiger Naturmensch. Weshalb sie für ihr Leben gerne zeltet. Eine harte Probe für unsere ansonsten ziemlich wunderbare Beziehung.

Im ersten Jahr versuchte ich mich noch mit dem Hinweis auf meinen lädierten Ischiasnerv zu weigern. Als Kompromiß handelten wir ein Holzhaus in Südschweden aus. Mit elektrischem Kochherd für mich und mit Plumpsklo für sie und die unberührte schwedische Natur. Aber mein Kontostand war damals – wie so oft – noch lädierter als mein Rücken. „Dann zelten wir eben doch an der Nordsee“, meinte meine in der Verfolgung ihrer Ziele stets hartnäckige Freundin. Das sei total romantisch und zudem ausgesprochen billig. Sie hatte – wie so oft – mal wieder gewonnen.

Allerdings habe ich mich mit den Jahren langsam in Richtung Komfort vorarbeiten können. Ich setzte die Anschaffung sich selbst aufblasender Luftmatratzen durch, später dann sogar den Erwerb zweier billiger Campingstühle (wegen des Ischias), und seit ein paar Jahren darf ich sogar meinen portablen Fernseher mitnehmen.

„Was machen wir eigentlich in diesem Urlaub mit dem Hund?“ fragte neulich meine Freundin, als sie mal wieder ihren Fjäll-Räven- Lieblingskatalog durchblätterte. Daß Zelt sei viel zu klein für unseren ganzen Krempel und den Hund. „Das Tier oder der Fernseher“, zischte sie, „entscheide dich!“ Aber so schnell gebe ich nicht auf. „Dann kaufen wir eben endlich mal ein Zelt, in dem ich mich nicht immer bücken muß“, konterte ich kaltlächelnd. Gegen meinen Ischias ist meine Freudnin noch nie angekommen.

Am letzten Samstag zogen wir also los, ein neues Zelt kaufen. „Wenn Sie wirklich ein solides Hauszelt mit geräumigem Innenraum, praktischen Querlüftungsluken und einer respektablen Standhöhe von 1,80 m haben wollen, rate ich dringend zu dem Modell Korsika 2“, erklärte der freundliche Verkäufer. „Ein Steilwandzelt“, stöhnte meine Freundin. Das sei ihr nun aber wirklich zu spießig. Schließlich ließ sie sich dann aber doch überzeugen. Ich hatte ihr einen Zettel zugeschoben: „Ich oder das Igluzelt. Entscheide Dich!“

Nachdem wir den Aktionspreis von 1.089 DM incl. Sonnensegel bezahlt und der Verkäufer das Zelt aus dem Lager geholt hatte, wurde uns allerdings schlagartig klar, daß wir nun nicht nur den Fernseher, sondern auch den Hund vergessen konnten. Das Packmaß des Zeltes entsprach ziemlich exakt der Ladefläche unseres Wagens. Wieder wußte der Verkäufer eine praktikable Lösung. Er empfahl uns den „Jetbag-Camp 190“, einen geräumigen Dachkoffer mit Deckelfedern und wasserdichtem Sicherheitsschloß. Dazu den „Carry-All Master Van“-Dachgepäckträger mit Diebstahlsicherung. „Dann können wir uns auch endlich einen Zweiflammenkocher leisten“, fand ich, und der Verkäufer fand das auch. Ich entschied mich noch für einen vollautomatischen Gasgrill, eine Chemietoilette mit integrierter Spülbürste und einen zusammenfaltbaren Kühlschrank. „Das wird mal ein schöner Urlaub“, frohlockte ich, immer noch erstaunt, wie reibungslos ich mich durchgesetzt hatte. Als ich die Sachen zum Auto bringen wollte, klebte ein Zettel hinter der Windschutzscheibe. „Ich oder das Klo“, stand da. „Entscheide Dich!“