■ Bücher.klein: Lissy Schmidt
Längst ist die selbstverwaltete Region im Norden des Irak wieder in Vergessenheit geraten. Unmittelbar nach dem Golfkrieg war sie in aller Munde, weil die Menschen dort den Aufstand wagten. Als die US-Truppen dann tatenlos zusahen, wie die Kurden von den noch intakten irakischen Truppen abgeschlachtet wurden, war die Empörung weltweit einhellig. Daraufhin übernahmen die Golfkriegsalliierten die Garantie für eine Schutzzone im Nordirak, die seitdem von einem türkischen Luftwaffenstützpunkt aus überwacht wird. Seit diesem Zeitpunkt wissen wir sehr wenig darüber, was in der selbstverwalteten Region passiert, wie die Menschen mit dem UNO- Embargo gegen den Irak und dem zweiten, innerirakischen Embargo gegen die kurdischen Gebiete fertig werden. Eine einzige deutsche Journalistin hielt sich ständig in diesem Gebiet auf: Lissy Schmidt. Anfang April wurde sie ermordet, nach bisherigen vagen Ermittlungen von einem Killerkommando Saddam Husseins.
In diesen Tagen erscheint ein kurz vor ihrem Tode abgeschlossenes Reportagenbuch über die selbstverwaltete kurdische Region. Wer sich über Südkurdistan informieren will, wird schwerlich besseres Material bekommen können. Lissy Schmidts Berichte beeindrucken vor allem, wo es um die konkrete Lebenssituation vor Ort geht, aber sie bemüht sich auch um Aufklärung der internationalen Zusammenhänge des Kurdistan-Konflikts. Daß sie sich dabei von keiner der rivalisierenden kurdischen Fraktionen hat vereinnahmen lassen, macht das Buch zu einem Dokument journalistischer Aufklärung. JG
Lissy Schmidt: „Wie teuer ist die Freiheit? Reportagen aus der selbstverwalteten kurdischen Region“. Neuer ISP- Verlag GmbH Frankfurt, 210 Seiten, 24,80 Mark
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen