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„Sarajevo-Liste“ zieht Europa-Kandidatur zurück

■ Bernard-Henry Lévy: „Das Ziel ist erreicht“

Paris/Berlin (AFP/taz) – Die Gruppe französischer Intellektueller um den Philosophen Bernard-Henry Lévy hat ihre Liste für die Europawahlen überraschend wieder zurückgezogen. Das Ziel der Liste „Europa beginnt in Sarajevo“, den Bosnien-Konflikt während des Wahlkampfes zur Sprache zu bringen, sei erreicht worden, erklärte Lévy gestern in Paris zu dem Rückzieher. Die Intellektuellen-Gruppe werde sich weiterhin am Wahlkampf beteiligen, aber keine Wahlzettel drucken lassen. Lévy hatte mit seiner Idee viel Zuspruch erhalten. Erst am Freitag meldete die Gruppe um den 45jährigen Philosophen ihre Liste offiziell für die Wahlen am 12. Juni an. Nach Meinungsumfragen hätte sie mit bis zu zwölf Prozent der Stimmen rechnen können.

Die Intellektuellen-Gruppe fordert unter anderem, daß das Waffenembargo gegen die bosnischen Moslems aufgehoben wird. Den von den USA, Rußland und der Europäischen Union vorgelegten Teilungsplan für Bosnien-Herzegowina lehnt sie ab. Die Liste sollte von dem französischen Krebsspezialisten Professor Léon Schwartzenberg angeführt werden, der für einige Monate französischer Gesundheitsminister war und 1989 für die Sozialisten ins Europäische Parlament gewählt wurde. Als weitere Teilnehmer traten Intellektuelle wie der Soziologe Alain Touraine, die Schriftsteller Marek Halter und André Glucksmann sowie die Schauspielerin Marina Vlady an.

Mit seiner Initiative hatte Lévy die Regierung und auch Präsident François Mitterrand zu Stellungnahmen über Frankreichs offizielle Haltung im Bosnien-Konflikt veranlaßt. Als einziger Listenführer schloß sich der sozialistische Parteichef Michel Rocard den Forderungen der Intellektuellen an und brachte damit die eigene Partei in Bedrängnis, in der es viele GegnerInnen einer Aufhebung des Waffenembargos gibt. Außenminister Alain Juppé wies Lévys Vorwurf, er betreibe eine „Kapitulationspolitik“, scharf zurück.

Der Frankfurter Dezernent für Multikulturelle Angelegenheiten, Daniel Cohn- Bendit, der für die Grünen ins Europaparlament einziehen möchte, erklärte im taz- Interview, eine Initiative wie die „Sarajevo-Liste“ sei „in Deutschland unmöglich“. Seite 8

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