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Was hat sie, das ich nicht habe? -betr.: "Frauengleichstellung in der Endrunde", taz vom 20.5.94

Betr.: „Frauengleichstellung in der Endrunde“, taz vom 20.5.94

Dies hat sich sicher manche Bremer Bewerberin um die Stelle der Landesfrauenbeauftragten gefragt. Antwort: sie ist Nicht-Bremerin! Qualifikation scheint bei der Vorauswahl nicht das ausschlaggebende Moment zu sein. Hauptsache nicht aus Bremen, damit „sichergestellt“ ist, daß der Bewerberin kein Ampel- oder Projekteklüngel vorgeworfen werden kann. Als ob es keine Bremer Bewerberinnen gäbe, die diese Voraussetzungen erfüllen und qualifiziert sind! Und als ob Mitglieder der CDU nicht in der Lage wären, dieses ebenso wie Mitglieder anderer Parteien zu beurteilen. Eine Anfrage an die auswärtigen Bewerberinnen, ob sie verklüngelt sind oder ob sie einer Partei angehören, hat es jedenfalls nicht gegeben.

Es ist nicht vorstellbar, daß es keine Bewerberin aus Bremen geben soll, die für die engere Auswahl und für den Dreier-Vorschlag in Frage kommt. Oder gibt es vielleicht eine Favoritin z.B. aus Kiel, die keine Chance hätte, wenn die Bremer Bewerberinnen mit einbezogen würden? Bei der Behauptung, Bremer Bewerberinnen seien aus dem Rennen, kommen einem doch die merkwürdigsten Ideen. Im übrigen ist anzumerken, daß die Auswahlkommission ein hohes Maß an Unsensibilität an den Tag legte, als sie die in dem Bezugsartikel enthaltenen Informationen an die Presse weitergab (oder wo ist die undichte Stelle?). Es fehlen nur noch die Namen der Bewerberinnen aus dem Bürgerschafts-Frauenausschuß und aus dem Bereich der Bremer Frauenprojekte) und die Bremer Bewerberinnen so erfahren durften, daß ihre Qualifikation keine Rolle spielt. Eine öffentliche Mißachtung der Frauen, die sich die Mühe machten, sie zu bewerben. Hier wäre ein Nachdenken über den Ausschreibungstext der Stellenanzeige vor ihrer Veröffentlichung sinnvoll gewesen. Positiv ist immerhin, daß der o.g. taz-Artikel Frau Uhl Portokosten erspart hat. Frau weiß bescheid! Bleibt zu fordern und zu hoffen, daß der Senat oder die Bürgerschft dieses Auswahlverfahren korrigiert und die Vorschlagliste der Kommission mit der Auflage zurückgibt, auch Bremer Bewerberinnen in das Verfahren einzubeziehen!

Karoline Kortemeyer-Beck

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