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Saudiarabischer Prinz rettet Mickeymouse

■ Al-Waleed Bin Talal Bin Abdulaziz Al Saud investiert in Eurodisneyland

Paris/Berlin (AFP/taz) – Mickeymouse bekommt ein königliches Polster. Der saudiarabische Prinz Al-Waleed Bin Talal Bin Abdulaziz Al Saud will mit einer Investition in Höhe von 1,9 Milliarden Franc (rund 560 Mio. DM) in Eurodisneyland einsteigen. Damit wird er – vorausgesetzt, die außerordentliche AktionärInnenversammlung vom 8. Juni stimmt der Operation zu – über einen Kapitalanteil von bis zu 24 Prozent an dem maroden Freizeitpark im Osten von Paris verfügen.

Der erste europäische Ableger der US-amerikanischen Disneyparks ist seit seiner Eröffnung im Jahr 1992 nicht aus der Krise herausgekommen. Zwar locken die Mäuse-Manager wie angestrebt jährlich rund 11 Millionen Menschen in ihren Park. Doch zeigen sich die BesucherInnen entschieden sparsamer als von den ManagerInnen prognostiziert. Weder verbringen sie die erwarteten vier Nächte in den teuren Disney-Hotels, noch lassen sie sich zum massiven Kauf von Plastikfiguren und Video-Filmen hinreißen. Die meisten Besucher – zumal die aus Frankreich, den Benelux-Staaten und Deutschland – lassen es bei Ein-Tages-Ausflügen nach Eurodisneyland bewenden. Und obwohl ihnen von den freundlichen EingangskontrolleurInnen die mitgebrachten Sandwiches abgenommen werden, verzichten viele BesucherInnen darauf, im Park zu essen.

Um den Freizeitpark und die dazugehörigen knapp zehntausend Arbeitsplätze nach Paris zu holen hatte der französische Staat zahlreiche Vorleistungen erbracht. So gewährte die an sich für Investitionen im kommunalen Bereich zuständige „Caisse des Depots et Consignations“ Riesenkredite zu weit unter marktüblichen Zinssätzen. Und extra für den Park entstanden Autobahn- und Eisenbahnanschlüsse, die das Unternehmen keine Centime kosteten.

Inzwischen ist Eurodisneyland mit rund 6 Milliarden Mark verschuldet, und die zumeist europäischen Gläubigerbanken befürchten, daß sie leer ausgehen werden. Allein im Geschäftsjahr 1992 verbuchte Eurodisney einen Verlust von 1,6 Milliarden Mark. Vor wenigen Wochen einigten sich die Gläubigerbanken nach langen Verhandlungen mit der amerikanischen Muttergesellschaft auf eine Aufstockung des Kapitals.

Das Geld des Prinzen ist unter anderem für den Bau eines Kongreßzentrums in Eurodisneyland vorgesehen, das wiederum für die bessere Auslastung der Hotels sorgen soll. Die Manager äußerten sich allerdings nicht darüber, welche Art von Kongressen sie im Mäuse-Park abhalten wollen.

Seine königliche Hoheit war auch schon für andere eine gute Partie. So stieg er vor drei Jahren mit 800 Millionen Dollar in die US- Bank Citicorp ein, bei der er 15 Prozent erwarb. Im vergangenen Jahr kaufte er für 100 Millionen Dollar elf Prozent der US-Warenhauskette Saks Fifth Avenue. Gegenwärtig wird ihm ein besonderer Appetit auf die französische Tourismusbranche nachgesagt. Unter anderem soll er den Kauf einer Hotelkette überlegen.

Al-Waleed Bin Talal Bin Abdulaziz Al Saud ist 37 Jahre alt und 17 Milliarden Mark schwer. Der Neffe des saudischen Königs ist davon überzeugt, daß Eurodisneyland „glänzende“ Aussichten hat. „Die Qualität dessen, was dort gebaut worden ist“, sagt er, „läßt mich seine Zukunft optimistisch beurteilen.“ dora

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