: Prof. Christian Marzahn ist tot
In der Bremer taz hat einmal ein Leserbrief in Latein gestanden – Christian Marzahn beschwerte sich da in unverwechselbarer Form über eine nachlässige Zitierweise.
Seine ältesten Bremer Freunde kennen ihn noch aus Kieler SDS-Zeiten. Unendlich freundlich und lebendig war er auch als radikaler Umstürzler. Mit seinem Doktorvater ging Marzahn nach Frankfurt, Anfang der 70er zog es ihn an die Weser in eine Wohngemeinschaft Ostertorsteinweg 1. Er arbeitete zunächst als Planer an der neuen Universität, dann als Hochschullehrer, schließlich als Konrektor für die Lehre.
Die Lehre war Marzahns Leidenschaft. Er las gern vor, hatte eine in seiner „alternativen“ Umgebung ganz ungewöhnliche Liebe zur vollendeten sprachlichen Form. Deshalb hatte ihn sein Latein nie verlassen, er war bekannt für seine Vorträge über den Wein und für seine Sammlung von Pu der Bär – in allen Sprachen der Welt. Nichts zeigt aber seine Liebe zur Lehre wie die Tatsache, daß er den Sozialphilosophen Ivan Illich nach Bremen geholt hat. K.W.
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