■ Kommentar: Schilda läßt grüßen
Erleichterung in Wilhelmsburg, Aufatmen im Senat, Freude bei der Müllindustrie – der Senatsbeschluß über die Errichtung eines gigantischen Müllofens in Altenwerder hat auf den ersten Blick alle Merkmale eines typischen Kompromisses. Die nüchterne Analyse der Fakten aber führt zu einem ganz anderen Ergebnis:
Fakt 1: Mit der Müllverbrennungsanlage wird Altenwerder endgültig der industriellen Zerstörung preisgegeben. Die Option auf einen Stop der unsinnigen Hafenerweiterungspläne und eine lebenswerte Zukunft für das stadtnahe Altenwerder ist dahin.
Fakt 2: Die Vergrößerung der Kapazität des Müllofens in Altenwerder gegenüber der Planung für Neuhof ist ein müllpolitischer Rückschritt. Hamburg baut auf Müllvermehrung.
Fakt 3: Alle HamburgerInnen müssen für die Mehrkosten des Standortes Altenwerder löhnen: Der Senat setzt das Geld der Gebührenzahler ein. Jeder Haushalt ist mit rund 50 Mark dabei.
Fakt 4: Wenn schon eine Müllverbrennungsanlage in Hamburg – dann war der Standort Neuhof in Sachen Kosten, Ökologie und Stadtverträglichkeit kaum zu schlagen. Die Argumente der Wilhelmsburgern waren nur in zwei Punkten richtig: Hamburg braucht keinen zusätzlichen Müllofen. Und: Der Senat scheißt auf Wilhelmsburg. Die Horrorszenarien von der Luftbelastung dagegen waren demagogischer Unfug.
Kurz: Der Widerstand Wilhelmsburgs und die plötzliche Weisheit des Senats haben die falsche Grundsatzentscheidung für einen zusätzlichen Müllofen verteuert und verschlechtert. Umwelt und Gebührenzahler dürfen blechen. Schilda läßt grüßen. Florian Marten
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