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Schule schließt Turnhalle: Es regnet durch

■ Schulbau in Bremen: Seit Jahren ist das Dach undicht / Eimerparade bis vor das Lehrerzimmer

„Das ist eine Katastrophe hier“, sagt Elternsprecher Egon Siemers. Seine Kinder gehen zur Schule „Vor dem Stephanitor“, und wer dort in den Eingangstür hineinspaziert, muß aufpassen, daß er nicht über Plastikeimer stolpert: Es regnet durch das Dach. Die Turnhalle - dasselbe Bild. „Über ein Jahr lang“ ist das schon so, erinnert sich Siemers. „Was sollen wir machen, wenn am 26. Juni Schulfest ist?“, fragt entnervt die Schulleiterin Frau Schüle. Das Foyer der Schule dient gleichzeitig als Aula.

Was die Schulvertreter besonders nervt: seit Jahre haben sie die Schulbehörde auf die unhaltbaren Zustände hingewiesen und auch darauf, daß die Bausubstanz es nicht gerne hat, wenn es dauernd durchnäßt. Daß das Flachdach der 1971 fertiggestellten Schule komplett saniert werden muß, ist im Grundsatz auch schon länger anerkannt. 1993, sagt die Schulleiterin, gab es zeitweilig die Auskunft der Behörde, das Geld sei bereitgestellt. Dann war es wieder nicht mehr bereitgestellt und es regnete weiter. Über die Jahre bemühten sich Dachdecker mit Reparatur-Arbeiten, aber das nützte nur kurzfristig.

„Deswegen wollen wir ja die Zusammerbeit aufkündigen“, sagt Egon Siemers, der genau diese Erfahrung in seiner Funktion als SPD-Sprecher im Beirat Mitte gemacht hat: „Immer wieder“ telefoniere man mit der Behörde, nichts passiert.

Bis die Schulleiterin dann am 18. April zur Notbremse griff: Sie verfügte die Schließung der Turnhalle, der Sportunterricht fällt seitdem komplett aus. Und nicht nur für die GrundschülerInnen und die Klassen der Orientierungsstufe aus der Helgolander Straße, die hier untergebracht sind. Auch Zahnarzthelferinnen und Elektrotechnik-Berufsschüler haben seitdem keinen Sportunterricht mehr, Vereine wie 1875 Bremen, Eiche Horn und der Ruderclub Hansa dürfen die Halle nicht mehr benutzen.

Deshalb hagelte es Proteste und Unterstützung für die Schulleiterin von Seiten der Sportvereine und der Berufsschule. Bisher habe man die Sanierung hinausgezögert und versucht, mit kleineren Reperaturen auszukommen, sagt der für Sanierung und Bauunterhaltung zuständige Bildungs-Referent, Hartmut Schiel.

Eine oben undichte Turnhalle hat keinen aus der Fassung gebracht, jetzt, als die Turnhalle unten dicht war, ging es dann plötzlich ganz schnell. Im Mai sah sich die Bildungsdeputation in der Lage, die 211.000 Mark für die Sanierung des Daches zu bewilligen. Das bedeutet aber noch lange nicht, daß eventuell noch in diesem Schuljahr geturnt werden kann: Die Sanierungsmaßnahme konnte ausgeschrieben werden. Wenn die Ausschreibung beendet ist, gibt es Kostenvoranschläge, dann können Aufträge vergeben werden. „In den Sommerferien“, so rechnet die Bildungsbehörde mit der Sanierung des Daches.

Schulleiterin Schüle will daran erst glauben, wenn die Eimer nicht mehr auf dem Gang drei Meter vor dem Lehrerzimmer stehen.

K.W.

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