Der ganz weiche Teddy-Clou

■ Ein Hamburger Rundfunksender stiftet wieder Kuscheltiere für Rettungswagen / Droht uns denn nun der Teddy-Mißbrauch?

Eines muß man Radio Hamburg lassen: Der Privatsender, dessen albernste ModeratorInnen die dummerhaftesten Sprüche über den Äther verbreiten, verfügt über ein gerissenes Werbekonzept. So wird die Moderationspause – wenn Mann oder Frau am Mikrofon mal 'nen Kaffee braucht – kurzerhand als „Dreier-Pack“ verkauft. Wenn am einem Tag der selbe Song zum vierten Mal abgeleiert wird – schad' nix: Das nennt man „der Mix machts.“ Wenn sich irgendwo Leute tümmeln – klarer Fall: Fix prangen Radio Hamburg-Embleme überall. Neuester Clou der Marketingabteilung: Der Radio Hamburg Kuschelteddy für Polizei und Feuerwehr als Kindertröster.

Der Werbeidee kommt rührend an: „Die Teddys gehören zur Grundausstattung der 62 Rettungswagen, sieben Notarztwagen und des Bundeswehrhubschraubers“,sagt Branddirektor und Teddy-Einsatzleiter Peer Rechenbach. Die Kinder, die Opfer eines Unfalls oder einer schweren Erkrankung werden, bekommen von den Sanitätern eines der kleinen Pelzimitate in die Ärmchen gelegt. Das macht Sinn. Die weiche psychologische Tour wird nun endlich auch von den Beamten vertreten: „Der Teddy soll Kindern in der besonderen Situation des Transport im Rettungswagen Trost bringen“, erklärt Rechenbach die Bärenfunktion. Auch an 29 Polizeirevieren sind welche stationiert worden.

Kritische Eltern befürchten allerdings, daß einige Kids den Teddy mißbräuchlich erhalten wollen. Eine Mutter: „Wenn mein Bengel das mitbekommt, haut der sich beim Fußballspiel noch absichtlich das Knie auf, um auf der Fahrt ins Krankenhaus einen Teddy zu bekommen.“ Eine Sozialhilfeempfängerin fragt konsterniert. „Muß ich meine Tochter erst mißhandeln, damit sie auch einen Teddy bekommt?“ Also, Radio Hamburg: Wie wär's als nächstes mit Kuschelhasen fürs Sozi?

Noch verkaufen die Radiomacher ihre PR-Aktion und greifen allzu gerne in die große Bärenkiste: Eigentlich hat Hamburgs Feuerwehr bei der seit drei Monaten laufenden Aktion bereits über 1000 Teddys für junge Unfallopfer verbraucht. Aber da die kleinen Kuscheltiere nunmal von Radio Hamburg mit guter Publicity-Knete gestiftet worden sind, tat man einfach so, als wenn gerade gestern die erste Ladung von 500 Teddys verbraucht wäre, um die neue Teddy-Ladung medienwirksam aufgeblasen zu übergeben. Kai von Appen