: Neueinstieg ins Arbeitsleben als Tagelöhner
■ Arbeitsladen Heimfeld-Nord vermittelt Kurz-Jobs / Lohn geht nicht von der Sozi ab
Erst Krise, dann Innovation – diesem Hamburgischen Leitsatz folgte die Sozialbehörde erneut: Dem dräuenden Zusammenbruch des zweiten Arbeitsmarktes in der Hansestadt setzte sie nun ein neues Beschäftigungsprojekt entgegen. Im gestern offiziell eröffneten Arbeitsladen Heimfeld-Nord sollen Langzeitarbeitslose als „Tagelöhner“ einen Neueinstieg ins Arbeitsleben finden können. Erstmals erklärte sich die Behörde bereit, bei diesen Sozialhilfeempfängern nicht jede verdiente Mark gleich wieder von der Sozi abzuziehen. Ein Entgegenkommen, in das der Projekt-Träger Lohn und Brot Kontor allerdings einige Jahre Vorarbeit investieren mußte.
Die Kürzungen der Bundesanstalt für Arbeit und der drastische Abbau von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zwangen die Behörde zu Beginn des Jahres, nach neuen Konzepten zu suchen. Erstes vorzeigbares Ergebnis: das stadtteilnahe, niedrigschwellige, kombinierte Beschäftigungs- und Tagelöhnerprojekt in Heimfeld-Nord, ein Stadtteil, der als Problemgebiet entdeckt und auf die Liste der sozialen Brennpunkte gesetzt wurde. Der gesamte Bezirk Harburg hat mit einer Quote von 10,8 Prozent nach Hamburg Mitte die meisten Arbeitslosen der Hansestadt. Jeweils zwölf von ihnen finden nun durch den Arbeitsladen Beschäftigung.
Wer dort um Arbeit nachfragt, soll auch welche bekommen – und dafür jeden Abend etwa 40 Mark netto bar auf die Hand. Neu: Die Sozi-Empfänger dürfen etwa 250 Mark im Monat abzugsfrei dazuverdienen, ansonsten greift das Sozialamt schon bei einem Verdienst von über 120 Mark zu. Darüber hinaus sollen die Hälfte sozialversicherungspflichtige Teilzeitstellen werden, die aus Sozialhilfemitteln (“Tariflohn statt Sozialhilfe“) bezahlt werden. Dazu benötigt der Arbeitsladen allerdings Aufträge in den Arbeitsfeldern Entrümplung, Gartenpflege und Reinigungsarbeiten. Als erster Auftraggeber hat sich bereits die Saga angeboten.
Ob das von Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel hochgelobte neue Konzept auch Früchte trägt, soll durch eine wissenschaftliche Begleitung untersucht werden. Die Finanzierung durch die Behörde und den Europäischen Sozialfonds ist zunächst auf zweieinhalb Jahre befristet. sako
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