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Und Hamburgs Industrie hat doch Zukunft

■ Landesbank-Studie widerlegt das alte Vorurteil vom industriellen Ausbluten

Vom Denken zerfurchte Stirnen statt hornhautgepanzerte schwielige Fäuste prägen die Zukunft der Industriestadt Hamburg, die trotz des schier unaufhaltsamen Vormarschs der Dienstleistungen nach Berlin die Hitliste Deutschlands größter Industriestandorte anführt. Eine gestern vorgestellte Studie der Hamburger Landesbank zeigt, daß der fortschrittlichere Teil der Hamburger Industrielandschaft bereits seit 1986 auf Wachstumskurs liegt. Immer auffälliger dabei: Forschung und Technologie treten an die Stelle der traditionellen maritimen Wurzeln der sogenannten „Seehafenindustrien“.

Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi gab 1983 in seiner berühmten Rede vor der Kaufmannselite des Überseeclubs die ketzerische Parole aus: „Hamburgs Zukunft liegt nicht auf dem Wasser!“ Und tatsächlich: Hamburgs ab 1986 boomende Investitionsgüterindustrie schrumpfte im maritimen Bereich, legte dagegen in Flugzeugindustrie, Maschinenbau und Elektrotechnik zu. Dieser Trend ist noch heftiger, als die Statistik ihn ausweist: Hinter einem Gutteil des Dienstleistungssektors verbirgt sich Arbeit für den industriellen Sektor, die früher in den Unternehmen selbst geleistet wurde (wie Fortbildung, Marketing, EDV etc.).

Für Landesbankchef Werner Schulz stellt sich denn auch nicht die Frage, „wieviel Industrie“ Hamburg braucht, sondern vor allem welche. Die Antwort wurde vornehm indirekt formuliert – schließlich ist die Landesbank noch im Besitz der Stadt: „Das Gewicht der direkt produzierenden Tätigkeiten wird abnehmen“, prophezeien die Landesbanker. Und: Die Zukunft gehört modernen Spitzenprodukten, Forschung und Entwicklung. Auf Deutsch: Hamburgs Altindustrien wie zum Beispiel Stahlwerke oder Aluminiumhütte sind strategisch uninteressant, obwohl gerade hier der Senat finanziell am stärksten zubuttert.

Nicht wenige Wirtschaftsexperten fragen sich jedoch, ob der Optimismus der Landesbanker in Sachen industrieller Zukunft Hamburgs wirklich gerechtfertigt ist. Denn: Die 80.000 Arbeitsplätze in Hamburgs „Zukunftsindustrien“ verteilen sich zu einem erheblichen Teil auf Giganten mit ungewissem Schicksal: Philips (könnte ganz aus Hamburg verschwinden), Deutsche Airbus (extrem weltmarktgefährdet, wenn etwa Russen und Chinesen in die zivile Luftfahrt einsteigen), Lufthansawerft (hat schon über einen Abschied von Hamburg nachgedacht). Florian Marten

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