piwik no script img

Tierschützer: Lieber Filme gucken als in den Zoo

■ 350 DemonstrantInnen protestierten vor Hagenbeck gegen „Tierknäste“

Nur einen Tag nach der Jubel-Feier zum 150. Geburtstag von Zoogründer Carl Hagenbeck haben am Samstag in Hamburg 350 TierschützerInnen vor Hagenbecks Tierpark gegen die „Käfighaltung exotischer Tiere“ demonstriert. Ihre Forderung: „Schließung aller Tierknäste!“

Zum Protest hatten Tierschutzgruppen aus dem gesamten Bundesgebiet aufgerufen. Da es im vorigen Jahr bei einer ähnlichen Aktion zu einer kurzen Blockade des Hauptportals gekommen war, wollte die Polizei die Demo zunächst ganz aus der Umgebung des Zoos verbannen. Um sich einer gerichtlichen Auseinandersetzung zu entziehen, begnügte sich die Staatsmacht dann aber mit einer 300-Meter-Bannmeile um den Eingang.

Auf der Kundgebung wiesen zahlreiche RednerInnen erneut auf die Tierquälerei in Zoos hin. So würden die Vier- und Zweibeiner durch die Käfighaltung und den langweiligen Alltag apathisch und würden zuletzt nur noch dahinvegetieren. Nach Auffassung von TierschützerInnen sind die Beteuerungen vieler Zoobetreiber verlogen, wonach es ihnen darum gehe, exotische Tiere Kindern nahezubringen, um Umweltbewußsein zu schaffen. „In den Tierknästen lernen Kindern nur psychisch kranke Tiere kennen. Sie lernen, wie die tatsächlichen Machtverhältnisse sind - wie Menschen Tiere unterdrücken“, so eine Rednerin. Kinder könnten viel besser durch Filme über Tiere in freier Wildnis an die Natur herangeführt werden.

Auch das Argument, in Tierparks würde Artenschutz betrieben, sei vorgeschoben. Stattdessen würde mit vielen „Exoten“ Experimente betrieben, aus ihren Genen Pools angelegt, um für teures Geld „Genmanipulationen“ durchzuführen. „Zoos sind kommerzielle Einrichtungen. Es geht darum, mit dem Leid der Tiere Geld zu verdienen.“

Im Anschluß an die Demo dann noch eine kleine Jagdszene: Da ein kleines Stacheldrahtstück des Hagenbeck-Zauns durchtrennt sowie eine Edelkarrosse beschädigt worden war, versuchten PolizistInnen, einige Demonstranten herauszugreifen. Ein Mann wurde wegen mutmaßlicher Zaunbeschädigung festgenommen, von zwei Personen die Personalien überprüft.

Kai von Appen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen