■ FC St.Pauli: „Hervorragende Saison“
Wolfsburg (dpa/taz) – Was soll man davon halten, wenn eingefleischte Pauli-Fans nach der 1:4-Niederlage der Hamburger in Wolfsburg tönen, „wer so spielt, darf nicht aufsteigen“? So gespielt hat St. Pauli in den letzten Spielen allzuoft. Anders war das zuvor. Wie sonst hätten die gleichen Anhänger Wochen vor Zweitliga-Abpfiff sich das Stadion zur vermeintlichen Aufstiegsfeier bereits ausrechnen können? Man erinnere sich: Sieben Spieltage vor Saisonende verfügte der FC St. Pauli vor Uerdingen und München, die nun an seiner statt sich im Oberhaus die Beine vertreten, noch über einen Fünf-Punkte-Vorsprung. Dann kam, was „tödlich“ (Markus Marin) war: Die 1:2-Heimniederlage am 6. Mai gegen Absteiger Wuppertal. Es folgten vier weitere auswärts. St. Pauli bleibt zweitklassig. Kredit verspielt, wie an monegassischen Spieltischen.
Was nun? In der Kasse fehlen die für den Fall der Fälle eingeplanten fünf Millionen Mark. „Von diesem Schock müssen wir uns erst einmal erholen“, bat Klubpräsident Heinz Weisener um Nachsicht. Die Perspektiven sind trostlos. Dem mit über elf Millionen Mark verschuldeten Klub droht der Ausverkauf. Bernd Hollerbach liebäugelt mit Aufsteiger 1860 München. Angebote liegen Libero Dirk Dammann, Manndecker Dieter Schlindwein, Stürmer Marcus Marin und Regisseur Carsten Pröpper vor. Torwart Andreas Reinke wird beim 1. FC Kaiserslautern spielen. Stürmer Martin Driller will ebenfalls weg. Lethargisch hatte sich St. Pauli gegen die Wolfsburg ergeben. „Die Mannschaft ließ Charakter vermissen“, kritisierte Mittelfeldspieler Hollerbach. Ausgerechnet im „Endspiel“ kassierten die Hanseaten ihre höchste Saisonniederlage vor 13.000 Zuschauern, darunter 11.000 St.-Pauli-Fans. Viele feierten trotzdem, doch der Rest forderte lautstark die Absetzung von Trainer Eichkorn. Kritik am Führungsstil des 37jährigen gab es spätestens, seit jener Driller und Reinke nicht nominiert und Ersatzkeeper Klaus Thomforde in den Kasten geschickt hatte. Einzig der gescholtene Trainer versuchte, dem Versagen eine positive Seite abzugewinnen: „Zumindest haben wir eine hervorragende Saison gespielt.“ Allerdings mußte auch er einsehen, „mit dem letzten Spiel bin ich nicht zufrieden“.
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