: Gift im Fertighaus
■ Neues Holzschutzmittel gefährlich
Hamburg (AP/AFP) – Mehrere hundert Menschen in Deutschland sind offenbar nach Kontakten mit der Chemikalie Permethrin erkrankt. Permethrin soll Holz und Teppichwolle vor Insektenfraß schützen. Nach einem Bericht von Bild am Sonntag ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft wegen eines Falles inzwischen gegen den Holzschutzmittel-Hersteller Desowag. Desowag setzt Permethrin in seiner Marke „Basileum Fertigbau 100 NP“ ein. Der Düsseldorfer Immunologe Arnold Hilgers erklärte am Wochenende, der Wirkstoff müsse „sofort vom Markt verschwinden“, sonst sei eine „schleichende Vergiftung in kleinen Dosen nicht zu verhindern“. Das Gift wird vor allem in Fertighäusern und wollhaltigen Teppichböden eingesetzt und kann nach Ansicht von Wissenschaftlern zu Atemnot und Nervenschäden führen. Der Münchner Giftexperte Helmuth Müller-Mohnssen registrierte bislang 600 Erkrankte. Er befürchte mehr als 10.000 Opfer: „Der Einsatz dieses Wirkstoffes ist eine Katastrophe.“
Auch das Bundesgesundheitsamt warnt inzwischen davor, Holzschutzmittel mit Permethrin in Innenräumen zu verwenden. Außerdem sollen die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln und Insektensprays, in denen Permethrin Verwendung findet, bald auf den Wirkstoff verzichten müssen.
Die Firma Desowag ist schon mit den Holzschutzmittel Xyladecor und Xylamon in die Schlagzeilen geraten. 1993 verurteilte das Frankfurter Landgericht die Geschäftsführer der Desowag, weil sie Konsumenten nicht vor der Gefährlichkeit der Mittel gewarnt hatten.
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