■ Linsen Soufflé: Da lacht der Arzt: Die neuen Hollywood-Stars sind Viren
Nachdem wir fast alles, was das Leben so an Widerwärtigkeiten und Ekel bietet, schon einmal auf der Leinwand bewundern durften, sind wir vor Überraschungen ziemlich sicher. Trotzdem stutzt man doch ein- bis zweimal, wenn man vom neuen Trend hört, den Hollywood sich da ausgeknobelt hat. Er heißt: Viren-Filme – ein Schwein, wer dabei an Aids denkt. Kein geringerer als der geschätzte Ridley Scott macht für Fox den Anfang und dreht, mit Robert Redford und Jodie Foster in den Hauptrollen und 45 Millionen Dollar Produktionskosten im Rücken, den Epidemie-Thriller „Crisis in the Hot Zone“. Die Geschichte basiert auf einen Zeitungsartikel aus dem Jahre 1992. Darin wird von einem Militärmediziner berichtet, dem es quasi in letzter Sekunde (wann sonst?) gelang, einen tödlichen Virus am Ausbruch aus einem Labor zu hindern. Produzentin Linda Obst wird nicht müde, jedem, der es nicht hören will, zu erzählen, der Killer-Virus werde „Der weiße Hai“ der neunziger Jahre. Dabei ist der Boxoffice-Fight Fisch gegen Virus überhaupt nicht spannend, aufregender ist der Kampf Regisseur gegen Regisseur. Denn unserWolfgang Petersen fordert Scott zum Duell. Petersen beginnt für Warner die Dreharbeiten zu seinem Viren-Film „Outbreak“ (Budget: 40 Mio. Dollar) am 15. Juli. Beide Medizin-Thriller werden also fast zur gleichen Zeit (wahrscheinlich Frühjahr 1995) in die Kinos kommen. Derzeit sucht man in Afrika, Puerto Rico und Mexiko nach geeigneten Drehorten, Hauptschauplatz wird allerdings Boston sein. Dabei schien es zunächst so, als würde „Outbreak“ schon in der Vorbereitungsphase zum Flop werden. Der als Hauptmime vorgesehene Dustin Hoffman, der als ausgesprochen pingelig gilt, hielt das Drehbuch für Müll. Für seine erste Rolle nach „Ein ganz normaler Held“ hatte er sich was Besseres vorgestellt. Der Retter des außer Kontrolle geratenen Virus in „Outbreak“ war Drehbuchautor Ted Tally („Das Schweigen der Lämmer“). Tally legte am 9. April eine überarbeitete Fassung des Skripts vor. Hoffman war begeistert, Petersen und Warner dito und Ridley Scott konnte sich warm anziehen. Okay, lassen wir die Krankheitserreger hinter uns und wenden wir uns einer echten Schauspielerin zu. Die wunderbare Kathy Bates wird zum zweiten Mal nach ihrer Oscar-Rolle in „Misery“ in einer Stephen-King-Verfilmung die weibliche Hauptrolle übernehmen. In „Dolores Claiborne“ (ein King-Roman für Erwachsene) spielt sie den Titelpart. Rob Reiners Firma Castle-Rock übernimmt die Produktion, Reiner (der mit Abstand beste King-Verfilmer) aber leider nicht die Regie, die macht Taylor Hackford („Blood in, Blood out“), aber Kathy Bates wird die Sache schon richten. Auch Jennifer Jason Leigh („Hudsucker“) dürfte als Dolores' Tochter hilfreich sein.
Die beste Nachricht wie immer zum Schluß: Das witzigste Duo der Filmgeschichte, Jack Lemmon und Walter Matthau, tut es schon wieder. In der Adaption der Truman-Capote-Novelle „Die Grasharfe“ steht das verrückte Paar im Juli wieder gemeinsam vor der Kamera. Nur leider, leider wird diesmal kein gefrorener Fisch mitspielen. Karl Wegmann
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