: Kein politisches Bezirksamt
■ CDU und SPD für Proporzverfahren
Im Streit um die Bildung des Bezirksamtes hat sich gestern die Koalitionsrunde von CDU und SPD auf einen Kompromiß geeinigt. Neu in die Verfassung aufgenommen werden soll das bisher auf gesetzlicher Ebene geregelte d'Hondt-Verfahren, das die Bildung der Bezirksämter nach dem Parteienproporz vorsieht. Ebenfalls festgeschrieben wird die Wahl der Bezirksbürgermeister durch Zählgemeinschaften.
Dieses ursprünglich als Ausnahme gedachte Verfahren war nach der letzten Kommunalwahl im Mai 1992 angewandt worden, um PDS-Bürgermeister zu verhindern. Die gestrigen Vereinbarungen sollen bis zum Ende der nächsten Legislaturperiode gelten. CDU-Generalsekretär Dieter Ernst erklärte gestern gegenüber der taz, die Fraktion müsse dem Vorschlag noch am Dienstag zustimmen. Dann könnte das Abgeordnetenhaus über die Verfassungs- und Gesetzesänderungen zur Verwaltungsreform abstimmen. Zur Verfassungsänderung ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. Mit der jetzigen Vereinbarung rückte die SPD von ihrem jüngsten Parteitagsbeschluß für das politische Bezirksamt ab. Nach Angaben des Fraktionsvorsitzenden Ditmar Staffelt sollte „der Fahrplan für die Verwaltungsreform“ nicht gefährdet werden. Die CDU hatte diese Lösung, die Koalitionen zwischen den Parteien in den Bezirksverordnetenversammlungen zur Wahl der Stadträte ermöglicht, vehement abgelehnt. Im Hintergrund stand die Befürchtung vor einer Übermacht rot-grüner Bezirksämter. Der Koalitions- interne Streit hatte in der letzten Woche die Verabschiedung verfassungsrechtlicher Änderungen für die Verwaltungsreform verhindert. sev
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen