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Wo sich Lesben amüsieren könnten

Die Piste sieht in Hamburg für die lesbische Betrachterin durchaus vielfältig aus. Doch Flexibilität ist stets gefragt, hat sich doch die interessierte Dame den Gegebenheiten monatlich, wöchentlich und täglich anzupassen.

Zum Beispiel in Eppendorf, das seit kurzem wieder um zwei Bewegungsstätten reicher ist: das Mistral und das Senza Nome. Ersteres lädt einmal wöchentlich zu Begegnung, zweiteres ist für die Lesbe mit einem Bindestrich: Karriere-, Bennetton- oder Jill Sander-; wenn sie die entsprechende Karosserie unter den Rundungen steuert, ist sie hier gut aufgehoben. Das Ambiente ist nett, das Essen ebenso.

Geht die interessierte Frau in alteingesessene Lokale, sollte sie sich dem Outfit der Matadoras anpassen. Doch die Ikastuben sind nicht mehr das, was sie mal waren: Der rote Plüsch fehlt, die Damen dazu leider ebenfalls. Disco ist angesagt. Die wechselt zwischen altem Plüsch und neuer Hopserei.

Das Camelot gilt ab Sonntag früh als das Non-Plus-Ultra. Das Grau der Einrichtung und die metallene Unterstützung lädt erst zu Morgengrauen ein. Mädels sollten sich besser vorsehen bei den Ladies der Night.

Die Frauenkneipe hat ihre Stars und Cliquen. Kennst Du sie nicht – Arschkarte gezogen. Frischlinge werden kalt wie im Norden und sehr mißtrauisch beäugt. Aber nirgendwo gibt es besser eingeschenkte Getränke für einen guten Preis. Da scheint es normal, daß eine an Tisch und Tresen festklebt. Leanmanagement hat leider im Programm fußgefaßt. Der Tanztee ist aber immer noch eine Klasse für sich.

Apropos Klasse. Zum Klassentreffen der besonderen Art bietet sich immer wieder das Haus 3 an. Wo trifft man schon sonst Barfußtänzerinnen im schweißgestärkten T-Shirts und der allumfassenden Liebe für Alle. Bloß nicht für die Preise. Wo sonst anstandslos Eintritt hingeblättert wird, üben sich hier die Frauen deswegen in politisch-feminister Diskussion.

Wohnzimmer gelten eigentlich als Privatsphäre, sollen aber auch Endlich angesprochen werden. Denn Hamburg hat eine Frauenkaffeekultur. Es ist schlicht nett dort. Die Frauen -nett, das Programm - nett, das Interieur - nett und die Tresendamen - nett.

Interessierte Damen werden bei all dieser Vielfalt wohl ihre Zeit brauchen, aber ein Platz läßt sich finden.

Nicole Koenecke

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