: Das wird immer härter
■ Carl-Heinz Ubben vom Pornoladen „Men's Seven“ über Popoblocker, Riesendildos und seine Arbeit als Aufklärer
Seit elf Jahren steht Carl-Heinz Ubben hinter der Theke des Bremer Pornoladens „Men's Seven“. Er gebietet über einige Regalmeter mit Magazinen und sonst noch allerei, und zudem über zahllose gekachelte Videokabinen. Die taz schaute mal vorbei und hatte viele Fragen.
Was kann man bei Ihnen alles kaufen?
Videos und Magazine natürlich, aber auch jede Menge Toys, also diese Dildos zum Beispiel...
Aber warum sind die bloß alle so riesig?
Die Kunden wollen eben die Übergrößen und nichts anderes. Die kleineren Ausführungen haben bei uns keine Chance.
Wofür kann man so große Schwänze überhaupt verwenden?
Für alles...für alles, was Sie sich an Sexträumen vorstellen können. Die sind ja auch ganz weich. Besonders beliebt sind übrigens die von Jeff Stryker und Kris Lord...
Was heißt das? Sind das Abgüsse?
Ja, genau. Die beiden sind zur Zeit so die Stars in der Pornoszene, und wenn wir von denen die Abgüsse reinkriegen, dann gehen die weg wie nichts. Da, sehen Sie mal. Hier der Stryker, da der Lord.
Unglaublich!
Fühlen sich an wie echt, nicht?
Kann man sagen. Was haben Sie sonst noch?
Zum Beispiel Vakuumpumpen, die kann man sich über das Glied stülpen, dann erhöhen sie die Standfestigkeit. Dann haben wir natürlich Lederzeug, Masken, oder hier diese Popo-Blocker, wie wir sagen...
Die sehen aus wie Zapfen, die von selber im Anus stecken bleiben. Richtig?
Richtig. Dann haben wir auch noch ganz normale Vibratoren, aber davon verkaufen wir fast gar nichts, die sind zu hart. Reines Spielzeug.
Und was ist das hier für eine Dose mit den Plätzchen drauf?
Das ist das beste Gleitmittel überhaupt: „Crisco“. Im Grunde ein amerikanisches Backfett. Drüben kriegt man's in jedem Supermarkt für zwei Dollar oder so, wir dagegen müssen es für dreißig Mark verkaufen. Es ist hier einfach sehr schwer zu besorgen.
Nebenan bei den Videos sieht man auch Heterofilme. Sind die unter Schwulen beliebt?
Also wir haben in unsere Kabinen unter anderem auch immer einen Heterofilm laufen. Die Kunden mögen das. Es ist aber auch nicht so, daß wir eine reine Homokundschaft hätten. Da kommen Heteropärchen rein, auch jüngere Typen, die mal ihre Freundin mitbringen, dann Heteromänner, und auch mal Frauen alleine, einfach aus Neugier. Deshalb haben wir für alle was im Sortiment. Viele kommen aber vor allem, weil sie keine Ahnung haben von schwulem Sex. Die wollen sich in den Kabinen einfach mal anschauen, wie sowas läuft, was man da machen kann und so.
Die haben dann sicher auch Fragen an Sie.
O ja. Da kommt's oft zu richtigen Beratungsgesprächen, die quetschen mich aus und wollen dies wissen und jenes, und ich muß wirklich sagen, ich bin jetzt 14 Jahre in dem Geschäft, aber manchmal werde ich doch noch rot bei den Fragen, die da kommen.
Welche denn?
Na zum Beispiel die Frage, was man mit diesen Riesenschwänzen eigentlich machen kann. Das fällt mir echt nicht leicht. Mein Chef sagt dann einfach: Na, den haust du dir halt rein. Aber man muß schon auch aufpassen, daß man da nicht zu kraß ist. Es gibt Kunden, die leicht erschrecken, die machen sich ja oft gar keine Vorstellung.
Zu den Vorstellungen, die über schwule Sexualität kursieren, gehört die, daß den Partnern viel mehr Rollen zur Verfügung stehen, als es bei Heteros üblich ist. Hier sehe ich in den Regalen aber nur die machomäßigen Modellathleten.
Ja, da legen die Kunden großen Wert drauf. Im wirklichen Leben kann es alles mögliche geben, aber wenn man sich einen Porno besorgt, dann will man auch einen richtigen Kerl haben, keinen Milchbubi, wo nix dran ist.
Erstaunlich. Was gibt's denn unter diesen Filmen für Sorten?
Da gibt's schon auch die Teenie-Filme mit ganz jungen Schauspielern; offiziell sind die alle achtzehn, aber manche sehen eher nach dreizehn aus. Dann die ganz harten Toy-Filme, also die mit Peitschen, brennenden Kerzen und Brustklammern. Diese Klammern haben wir übrigens auch da hinten, sogar welche mit Gewichten; die kann man sich dann an die Brustwarzen hängen. Also ich denke, das tut ziemlich weh.
Wo ist bei euch die Grenze? Was verkauft ihr nicht mehr?
Nichts mit Kindern, nicht mit Tieren, nichts wirklich Grausames, nichts, wo sich die halb erwürgen.
Nun erschöpfen sich die klassischen Hetero-Pornos ja darin, daß ein dicker Schwanz alles umnietet, was ihm in den Weg kommt. Funktioniert das in den Schwulen-Pornos anders?
Ja. Die gehen zwar auch gleich zur Sache, also Hose runter und ran, aber die Zärtlichkeit spielt dann doch eine viel größere Rolle, es dauert alles viel länger, und es gibt nicht diese klare Verteilung, daß einer immer nur bedient wird. Das wechselt. Beide machen was.
Ist es wichtig, daß sie wirklich schwul sind?
Ich würde sagen: ja. Man merkt das. Andere können sich nicht so einfühlen.
Könnten auch mal Transvestiten vorkommen?
Nein, das ist ausgeschlossen. Die sind ja weder Mann noch Frau, und auch eher so weiche Leute, also nichts für den richtigen Homo-Typ.
Was hat sich denn in den letzten Jahren getan beim typischen Homo-Porno?
Es gibt kaum mehr Geschichten, auch in den Magazinen nicht mehr. Nur noch Bilder und Kontaktanzeigen. Und die Filme, naja. Früher hat man länger dran gearbeitet, heute kommen die in großen Massen raus. Die sind zwar technisch besser, aber von Sinnlichkeit merkt man nicht mehr viel, es geht ziemlich ruckzuck, und insgesamt muß ich sagen: Die Sachen werden immer härter. Aber die Leute wollen das so. Was soll man da machen. Fragen: Manfred Dworschak
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